Schafe sind auch sschützenwerte Tiere
Stefan Schneider, grüner Bürgermeister von Bergen, wohnt 300 m Luftlinie von der Weide entfernt, auf der der Riss passierte. Er befürwortet den Antrag auf Abschussgenehmigung, den der Verband der Forstberechtigten im Chiemgau stellte. „Wenn sich herausstellt, dass die Risse von einem Wolf stammen, der sich auf Nutztiere spezialisiert, bin ich für die Entnahme“, sagte er dem Wochenblatt. Ein Schaf sei auch ein schützenswertes Tier.
Monika Rappl hätte sich gewünscht, dass die Gemeinde zusätzlich eine Abschussgenehmigung beantragt. Sie erhofft sich dadurch mehr Druck auf die Landespolitik. „Eine Abschussgenehmigung zu beantragen, ist aber nicht Aufgabe der Gemeinde“, sagt dazu der 2. Bürgermeister Josef Gehmacher (CSU). „Unsere Aufgabe ist es, die Bevölkerung zu sensibilisieren und über den Wolf zu informieren.“ Gehmacher will sich „für sachliche Aufklärung“ einsetzen. Sein Credo: „Für Wolf zusammen mit der Landwirtschaft ist bei uns kein Platz.“
Heftige Briefe von Wolfbefürwortern
Sollte die Abschussgenehmigung bewilligt werden, sind die Probleme aber noch nicht gelöst. „Wenn der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen wird, ist er noch längst nicht erschossen“, sagt Hubert Hasselberger, Jagdpächter im Gebiet um Siegsdorf, wo ein Wolf im Februar 2021 Schafe riss. Ihn zu erwischen sei äußerst schwierig. Treib- und Drückjagden seien zum Schutz der Jagdhunde keine Möglichkeit.
Und ein zweiter Faktor kommt dazu: Nachdem Hasselberger sich Anfang des Jahres in den Medien gegen den Wolf positioniert hatte, habe er „heftige Briefe“ von Wolfbefürwortern bekommen, die er aufgrund der Schwere der Vorwürfe der Polizei weitergeleitet habe, sagt er. Komme die Abschussgenehmigung, hätten die Jäger „den schwarzen Peter“.