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Pflanzenschutz

Wissenschaftler wollen Abgabe auf Pflanzenschutzmittel

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Ulrich Graf
Ulrich Graf
am Mittwoch, 09.10.2019 - 10:11

Der Wissenschaftliche Beirats des Bundeslandwirtschaftsministerium hat sein Gutachten zum "Pflanzenschutz und Biodiversität in Agrarökosystemen" an die Ministerin übergeben.

Das Verwaltungsgericht Braunschweig hat mit Urteil vom 4. September entschieden, dass die Zulassung von Pflanzenschutzmittel nicht mit einer Biodiversitätsauflage verknüpft werden dürfen. Das hält den Wissenschaftliche Beirat NAP des Bundeslandwirtschaftsministerium aber nicht davon ab, erneute Vorstöße in diese Richtung zu unterbreiten. Die Wissenschaftler schlagen vor:

  1. Die weitere Entwicklung der Biodiversität soll durch die Einführung eines repräsentativen, umfassenden und auf die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln ausgerichtetes Langzeit-Biodiversitäts-Monitorings standardisiert beurteilt werden.
  2. Das Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln soll auf mögliche Lücken bei der Beurteilung von Wirkungen auf die Biodiversität auf der Basis des neusten Wissensstands überprüft werden, und diese Erkenntnisse sollen in die Novellierung des europäischen Zulassungsrechtes eingebracht werden.
  3. Es sollen positive und negative Anreize für die landwirtschaftliche Praxis geschaffen werden, um die Anwendung von Pflanzenschutzmittel in der Praxis zu reduzieren. Dazu soll auch eine Abgabe auf Pflanzenschutzmitteln geprüft werden, und mittelfristig soll ein wissenschaftlich basiertes System der Internalisierung der Umweltkosten (True Cost Accounting) vorgeschlagen werden.
  4. Integrierte Pflanzenschutzverfahren sollen durch Forschung und Beratung weiter gestärkt, in der Züchtung soll ein Schwerpunkt auf Schaderreger-tolerante oder -resistente Sorten gelegt werden.
  5. Die Rahmenbedingungen für den Ökologischen Landbau sollen weiter verbessert werden, um das Ziel der Bundesregierung, seinen Flächenanteil auf 20 % auszudehnen, möglichst schnell zu erreichen.
  6. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und der Agrarumweltmaßnahmen (ELER) sollen in deutlich größerem Umfang als bisher vielfältige Landschaftselemente, Habitate und in die Produktionsfläche integrierte ökologische Vorzugsflächen und Pufferzonen gefördert werden.

Inwieweit diese Vorschläge zur politischen Umsetzung gelangen, bleibt abzuwarten. Erfahrungsgemäß misst die Bundeslandwirtschaftsministerin dem Rat von Wissenschaftlern hohen Wert bei.