Die Familienbetriebe Land und Forst fordern die Bundesregierung und die EU-Kommission erneut auf, auf die geplanten Stilllegungen im Wald zu verzichten. Die Wissenschaft hat nach Ansicht von Max v. Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst, klar die negativen Folgen aufgezeigt.
Ein Verringern des Holzeinschlags in Europe führt zu global negativen Umweltauswirkungen. „Die aktuelle Studie des Thünen Instituts muss daher ein Weckruf für die Bundesregierung und die EU-Kommission sein“, fordert von Elverfeldt.
Wie die Studie des Thünen-Instituts für Waldwirtschaft zeigt, geht die Rundholzproduktion je nach unterstelltem Szenario um 9% auf 490 Mio. m³ bis 48% (281 Mio. m³) bis 2030 zurück. Bis 2050 setzt sich der Rückgang fort. So würde in der EU dann nur noch 90 % bzw. 42 % im Vergleich zur Ausgangssituation an Holz erzeugt. Als der Referenzbasis unterstellten die Wissenschaftler in ihrem Modell eine Bewirtschaftung der Wälder in der EU ohne einen erhöhten Biodiversitätsschutz und eine maximale Rundholzproduktion in 2030 von 539 Mio. m³.
Mehr Holzimporte aus Russland, China oder USA
Der Rückgang der Rundholzproduktion in der EU würde zum Teil, etwa 50 bis 60 %, durch eine steigende Produktion in Nicht-EU-Ländern wie USA, Russland, Kanada, China oder Brasilien ausgeglichen. In der EU würde die geringere Verfügbarkeit von Rundholz dazu führen, dass weniger Schnittholz, Holzwerkstoffe und Zellstoff produziert werden. Allerdings würde der Verbrauch dieser Holzprodukte innerhalb der EU nicht spürbar sinken, weil es vor allem bei diesen Produktgruppen zu einem deutlichen Rückgang der Exporte und zu höheren Importen käme. Der verbleibende und nicht durch andere Länder ausgeglichene Teil des Produktionsrückgangs in der EU, etwa 40 bis 50 %, würde zu einer weltweiten Verringerung des Holzproduktion führen, so die Studie. Darin kann laut Thünen-Institut ein grundsätzlich positiver Effekt auf die Biodiversität auch in Nicht-EU-Ländern gesehen werden. Ob und inwieweit diese Verringerung der globalen Holzproduktion aber auch negative Umweltwirkungen hat, müsste in einem nächsten Schritt untersucht werden, meinen die Forscher. Grundsätzlich sehen sie die Gefahr, dass wegen der geringeren Verfügbarkeit von Holzprodukten zunehmend energie-intensive Produkte beispielsweise aus Beton, Stahl oder Aluminium zum Einsatz kommen könnten.
Elverfeldt findet es daher „hochgradig irritierend“, dass die nationale Forstpolitik und vor allem der EU Green Deal zunehmend auf Nutzungsverzichte oder eine extensivere Bewirtschaftung im Wald setzen. Eine Politik, die Versorgungssicherheit gefährdet und klimapolitisch zum Bumerang wird, sei zynisch.
Diese Annahmen trafen die Wissenschaftler
Die Thünen-Experten unterstellten in einem moderaten Szenario, dass die nachhaltige Forstwirtschaft in der EU nur mäßig einschränkt würde. Im intensiven Umsetzungsszenario hingegen trägt die Forstwirtschaft die Hauptlast im Vergleich zu den anderen Landnutzungsarten. Zudem werden dort auch die Interpretationsspielräume enger ausgelegt, beispielsweise darin, dass alle Wälder, die älter als die üblichen Nutzungsalter sind, als so genannte „Old growth forests“ angesehen und von einer weiteren Nutzung ausgeschlossen werden.
Im Ausgangsszenario gingen die Wissenschaftler von einer Bewirtschaftung der EU-Wälder ohne einen erhöhten Biodiversitätsschutz aus. Die die maximale Rundholzproduktion im Jahr 2030 könnte so bis zu 539 Mio. m³ betragen. Bei Umsetzung der EUBDS-Maßnahmen läge die Produktion bei 490 Mio. m³ im moderaten Szenario und bei 281 Mio. m³ im intensiven Szenario – mithin ein Rückgang um 9 % bzw. 48 %.