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Klimastabile Wälder

Waldumbau: Künast will Rückepferde besonders belohnen

Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 08.07.2022 - 12:45

Waldbauern kritisieren zu geringe Mittel und Finanzierungsvorbehalt beim neuen Förderkonzept.

Rückepferde

 Geht es nach den Wünschen der grünen Agrarsprecherin Renate Künast, sollen Waldbauern im kommenden Jahr auch zusätzlich Fördergelder bekommen, wenn sie Rückepferde oder Rückeraupen einsetzen, um den Waldboden „besonders zu schonen“.

"Ich wünsche mir, dass wir für die Fortführung des Honorierungsprogrammes 2023 noch einmal eine Schippe draufsetzen,“ so die grüne Bundestagsabgeordnete. Mitte dieser Woche hatte der Haushaltsausschuss Mitte der Woche für dieses Jahr 200 Mio. € für die Honorierung von Ökosystemleistungen der Waldbauern freigegeben. Alle vom Landwirtschafts- und Umweltministerium vorgeschlagenen Förderkriterien bleiben erhalten. Ab Ende August soll das Geld in den klimagerechten Wald fließen.

Die Grünen-Fraktion feiert dies als Erfolg, weil sie sich ihrer Meinung nach durchgesetzt haben. „Für uns Grüne gilt immer: Öffentliches Geld gibt es für öffentliche Leistungen. Mit dem Honorierungs-Ansatz ermöglichen wir denjenigen, die sich schon heute auf diesem Pfad befinden, honoriert zu werden“, so Künast. Sie hebt hervor, dass gerade Forstbetriebsgemeinschaften und Waldgenossenschaften, also auch kleinere Waldeigentümer, gefördert werden.

Förderung steht ab 2023 unter Vorbehalt

Die Freude unter den Waldbauern hält sich angesichts der geforderten Leistungen in Grenzen. Allerdings bleibt das Finanzvolumen deutlich hinter den Notwendigkeiten zurück. Das Thünen-Institut hat den jährlichen Finanzbedarf auf bis zu 1,4 Mrd. Euro beziffert. Vorgesehen ist bisher eine Fördersumme von 200 Mio. € pro Jahr für vier Jahre. Die Förderung ab 2023 wurde allerdings mit einer Haushaltssperre versehen, so die Arbeitsgemeinschaft der Waldeigentümer (AGDW). „Das ist gerade für die langfristig und nachhaltig denkende Forstwirtschaft problematisch“, sagte AGDW-Präsident Prof. Dr. Andreas W. Bitter. „Wir können nicht kurzfristig handeln, sondern brauchen eine langfristig verlässliche Unterstützung.“

Um die Förderung zu erhalten, müssen sich die Waldbesitzer verpflichten, die geforderten Kriterien der Waldnutzung über zehn Jahre nachweislich einzuhalten. Als „Kröte, die wir leider schlucken müssen“ bezeichnete Bitter die Vorgabe einer Stilllegung von 5 Prozent der Fläche (ab 100 Hektar verpflichtend, darunter freiwillig).

Grundsätzlich sieht Bitter in dem neuen Fördersystem ein „ Meilenstein mit Blick auf die künftige Honorierung der positiven Effekte des Waldes für Klima und Artenvielfalt.

Kritik: Programm leistet Bärendienst für Klimaschutz

Für den Vorsitzenden der Familienbetriebe Land und Forst Max v. Elverfeldt scheint das Förderprogramm des Bundeslandwirtschaftsministeriums in seiner jetzigen Form nicht das geeignete Instrument zu sein, um in einen klimastabilen Wald zu investieren. Die Familienbetriebe Land und Forst fordern bereits seit einiger Zeit, dass die Ökosystemleistungen des Waldes, allen voran die Klimaschutzleistung, entsprechend honoriert werden.

Nach Ansicht des Verbandes lässt das Förderprogramm diesen wichtigen Aspekt jedoch völlig außen vor und setzt falsche Anreize für den klimastabilen Waldumbau. So würde die dringend notwendige Anpassung der Wälder an den Klimawandel würde durch die geforderten Nutzungseinschränkungen und Flächenstilllegungen behindert.  

Auf nicht-bewirtschafteten Flächen sei weder der Waldumbau noch die Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz möglich. Durch die Verrottung im Wald werde vielmehr CO2 freigesetzt, anstatt es in Holzprodukten zu binden und mit Holz andere, klimaschädliche Materialien zu ersetzen. „Damit erweist das Förderprogramm dem Klimaschutz einen Bärendienst“, erklärt Elverfeldt.

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