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Agrarstruktur

Verbändebündnis Agrardialog bleibt beim Nein

Josef koch
Josef Koch
am Donnerstag, 28.10.2021 - 09:37

Gespräche über eine Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Handel-Landwirtschaft stehen aber noch aus. Die Fronten scheinen verhärtet.

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Vor den morgigen Gesprächen (29.10.) mit Vertretern der Zentralen Koordinierungsstelle Handel-Landwirtschaft (ZKHL) hat sich die Verbändegemeinschaft der landwirtschaftlichen Organisationen des Agrardialogs darauf verständigt, einer Integration in die ZKHL nicht zuzustimmen. Das gleiche gilt für eine Überführung der im Agrardialog erarbeiteten Sachstände.

Allerdings will das Verbändebündnis ihr Angebot aufrechterhalten, sich auf eine Organisationsstruktur für die weiter als notwendig erachteten Verhandlungen der gesamten Wertschöpfungskette zu verständigen. „Dazu haben wir einen konstruktiven Vorschlag unterbreitet, der aber unserer Wahrnehmung nach, ohne eine echte Diskussion zuzulassen, von den ZKHL- Initiatoren abgelehnt wird", erklärt Maike Schulz-Broers von Land schafft Verbindung.

Vor zehn Monaten ist das Gesprächsformat des Agrardialogs entstanden. Ziel: deutliche Wertschöpfungssteigerungen für die landwirtschaftlichen Betriebe. Besetzt wurde der Agrardialog durch Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels, der Verarbeitungsindustrie und der Verbändegemeinschaft der Bäuerinnen und Bauern. In drei Arbeitsgruppen wurde daran gearbeitet, den Höfen zukünftig eine wirtschaftlich nachhaltige Weiterentwicklung zu ermöglichen. Nicht an diesem Gesprächsformat beteiligen wollte sich der Deutsche Bauernverband (DBV), der für ihn freigehaltene Platz blieb laut Agrardialog bis zuletzt unbesetzt.

Agrardialog-Arbeitsgruppen sollen weiter laufen

Bereits seit längerem hatte aber der Bundesverband des Lebensmittelhandels (BVLH) und damit die 4 großen Lebensmitteleinzelhändler angekündigt, die Gespräche mit dem Agrardialog zu beenden und auf die neue Plattform ZHKL zu wechseln. Der BLH plädierte seitdem dafür, Die Verbändegemeinschaft in die ZHKL zu integrieren, damit künftig die Gespräche gebündelt organisiert werden können.

Parallel schuf der DBV gemeinsam mit dem Deutschen Raiffeisenverband sowie dem Handelsverband Deutscher Einzelhandel (HDE) die ZKHL. Laut deren Satzung sind vier der sieben Vorstandssitze den Gründungsmitgliedern vorbehalten. Nach Auffassung des Agrardialogs sind damit bereits Mehrheiten vorgegeben. Die Verbändegemeinschaft unterstellt daher, dass die Bestrebungen der Organisationen im Agrardialog konterkariert werden sollen.

Allerdings hat die ZHKL dem Bündnis das Angebot unterbreitet, die drei Arbeitsgruppen unter dem Dach der ZHKL weiterführen zu können. Viele Agrardialog-Vertreter werten das Angebot aber so, dass sie die Arbeit machen, aber andere bestimmen die Richtung.

Agrardialog sieht sich nicht als Juniorpartner

„Eine der wichtigen Aspekte des Agrardialogs war, auf Augenhöhe miteinander zu verhandeln, hier aber sollen wir schon wieder - bestenfalls - zum Juniorpartner gemacht werden. Das ist für uns inakzeptabel“, erklärt Claus Hochrein vom LsV Deutschland. Auch einer Überführung der bisher im Agrardialog erarbeiteten Ansätze und Sachstände hin zu einer deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der landwirtschaftlichen Betriebe stimmt die landwirtschaftliche Verbändegemeinschaft nicht zu. „Darauf haben wir uns, das heißt die Verbandsführungen, die die Verbändegemeinschaft tragen, einstimmig verständigt", erklärt Ottmar Ilchmann von der AbL.

„Zukünftig müssen wir über den Verkauf unserer Agrarprodukte ein Einkommen erzielen können, mit dem wir unsere Höfe wirtschaftlich nachhaltig weiterentwickeln können,“ beschreibt Stefan Mann die Ziele im Agrardialog. Nur dann haben potenzielle Hofnachfolge eine Perspektive. Die Klarheit und Einigkeit, dass der Agrardialog auf Ebene der landwirtschaftlichen Verbände dieses Ziel weiterverfolgt, sind laut Mann eine wichtige Ansage an die Marktpartner.

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