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Versorgungssicherheit

Ukrainekrieg: Häusling fordert Weizen für Brot, statt in den Trog

Josef Koch
Josef Koch
am Dienstag, 08.03.2022 - 09:45

Der grüne EU-Abgeordnete kritisiert EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski sowie Forderungen nach einer intensiveren Landwirtschaft.

Weizen-Brot

Forderungen, die hiesige landwirtschaftliche Produktion wegen der Ausfälle durch den Ukraine-Krieg zu intensivieren, gehen nach Auffassung des grünen EU-Abgeordneten und Agrarsprechers Martin Häusling in eine völlig falsche Richtung. Häusling kritisiert vor allem den EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski. Er stelle die Farm-to-Fork-Strategie in Frage und verlange eine Intensivierung der Produktion. „Das ist genau das Gegenteil, was die EU-Kommission eigentlich angestrebt hat mit Dünge- und Pestizid-Beschränkungen endlich eine nachhaltige, die Natur bewahrende Entwicklung in der Landwirtschaft einzuleiten“, moniert der EU-Abgeordnete.

Dabei sieht er durchaus die Gefahr einer drohenden weltweiten verknappenden Getreideversorgung. Schließlich haben Russland und die Ukraine zusammen einen Anteil von ungefähr 30% an den weltweiten Exporten von Weizen. Beide Länder werden wohl auf kürzere und mittlere Frist als Getreidelieferanten ausfallen, weshalb laut WHO Hungersnöte vor allem im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika zu befürchten sind.
 

Häusling gegen Verfütterung von Weizen

Um dem zu begegnen, schlägt Häusling vor, „Weizen für Brot, statt in den Trog“. „Wir müssen unser Fleisch-Export-Modell überdenken, für welches wir nicht nur Getreide aus der Ukraine, sondern auch riesige Mengen an Soja aus Südamerika importieren. Dieses Modell ist nicht nachhaltig“, so der EU-Parlamentarier.

Er verweist in seiner Begründung auf Statistiken, wonach Europa zwei Drittel seines Getreides in den Futtertrog werfe und nur ein kleinerer Teil davon der menschlichen Ernährung diene. Hinzu kommt laut der grünen EU-Politikers, dass vor allem in Deutschland eine erhebliche Fläche für die Produktion von Agrotreibstoff verwendet wird. „Auch müssen wir uns klar machen, dass 30 % der Nahrungsmittel gar nicht erst den Weg auf unsere Teller finden und als Food-Waste verschwendet werden“, so Häusling.

Er fordert daher dringend eine Veränderung der Warenströme, statt einer Intensivierung der hiesigen landwirtschaftlichen Produktion das Wort zu reden. Um die europäische Importabhängigkeit bei mineralischem Stickstoff zu verringern, sieht der Grünen-Politiker zum Beispiel Leguminosen in den Fruchtfolgen als Lösung.