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Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung

Ein übles Spiel mit den Ferkelerzeugern

Sepp Kellerer
Sepp Kellerer
am Mittwoch, 10.06.2020 - 09:56

Erneut hat der Bundesrat am letzten Freitag die Abstimmung über die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung von der Tagesordnung genommen.

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Um die 7.000 Ferkelerzeuger gibt es noch in Deutschland und es könnten bald noch deutlich weniger sein. Bei dem üblen Spiel, das da derzeit auf der politischen Ebene läuft, kann man es keinem Sauenhalter verdenken, wenn er das Handtuch wirft.

Erneut hat der Bundesrat am letzten Freitag die Abstimmung über die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung von der Tagesordnung genommen. Diese Abstimmung wäre aber dringend notwendig gewesen, um den Ferkelerzeugern nach dem Magdeburger Urteil zum Kastenstand wieder Planungssicherheit zu geben. Dabei durfte man vor der Bundesratssitzung durchaus Hoffnung haben, gab es doch einen von einem grünen und einer schwarzen Länderagrarministerin ausgehandelten Kompromissvorschlag. Weil aber die übrigen grünen Agrarminister ihrem Parteikollegen nicht gefolgt wären, hat man die Abstimmung von der Tagesordnung genommen.

Tierschutz ist heute ein wichtiges Thema und es gibt keinen Zweifel, dass auch Zuchtsauen tiergerecht gehalten werden müssen. Aber was sind denn die Maßstäbe für Tiergerechtigkeit. Kann man da einfach menschliche Maßstäbe und Sichtweisen anlegen? Oder sollten nicht wissenschaftlich fundierte Fakten den Ausschlag geben?

Sauenhalter brauchen endlich Planungssicherheit

Und was ist eigentlich mit den Menschen, die sich um die Tiere kümmern? Ich glaube nicht, dass sich alle, die auf der politischen Bühne und hinter deren Kulissen agieren, bewusst sind, dass auch Tierhalter Menschenrechte haben.

Die Sauenhalter brauchen endlich Planungssicherheit. Und dann brauchen sie noch großen Mut, wenn sie die Anpassung ihrer Ställe in Angriff nehmen. Wollen sie dem niedergeschriebenen Tierschutz gerecht werden, müssen sie noch die Hürden des Baurechts und die des Immissionsschutzrechtes meistern. Ich hoffe, es gibt noch ein paar, die den soeben genannten Mut aufbringen, schließlich setzen wir doch alle auf die Regionalität.