Um bessere Haltungsbedingungen mit weniger Tieren in den Ställen sollte sich der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nach Auffassung einer großen Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger vorrangig kümmern. 88 Prozent der Befragten sprachen sich in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag von Greenpeace dafür aus. Eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung der Haltungsbedingungen bei allen Fleisch- und Milchprodukten in Handel und Gastronomie ist 78 Prozent besonders wichtig. Ebenso viele Befragte sahen es als wichtige Aufgabe für den grünen Agrarminister, für höhere Einkommen der Landwirte zu sorgen.
Zwei Drittel der Interviewten können sich zudem eine niedrigere Mehrwertsteuer auf klima- und umweltfreundliche Lebensmittel vorstellen, gleichzeitig sind nur weniger als die Hälfte (45%) für eine höhere Besteuerung von Lebensmittel, die weniger klima- und umweltfreundlich sind.
„Dieses klare Ergebnis ist eine dringende Aufforderung an Cem Özdemir, jetzt anzupacken“, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. Mit großer Mehrheit sind die Befragten bereit, ihren Beitrag zu diesem Wandel zu leisten. 85 Prozent der Befragten unterstützen staatliche Hilfen für Landwirte, um die Tierhaltung zu verbessern. Sie wären auch einverstanden, dafür zusätzliche Steuern oder Abgaben auf Fleisch und Wurst zu zahlen.
Eine Steuer oder Abgabe würde auch laut Greenpeace Anreize setzen, weniger Fleisch zu konsumieren und den Ausstoß von Treibhausgasen verringern. Für die repräsentative Umfrage “Themen, um die sich der neue Bundeslandwirtschaftsminister vorrangig kümmern sollte“ befragte Kantar 1008 Menschen zwischen dem 15.12. und 16.12.2021.
AbL verstärkt Druck auf Özdemir
Bereits zum Amtsantritt von Özdemir haben verschiedenen Bauernvertreter und Organisationen die Bundesregierung aufgefordert, die Empfehlungen der Bochert-Kommission zügig umzusetzen. Jüngst erst die Geflügelwirtschaft.
Angesichts der weiterhin sehr schwachen Schweinepreise von 1,23 €/kg legt die Arbeitsgemeinschaft der bäuerlichen Landwirtschaft (AbL) nach. Sie hält die Exportstrategie der letzten beiden Jahrzehnte gescheitert. Die Zukunft sieht die Arbeitsgemeinschaft in Qualitätsmärkten und der Regionalität. Martin Schulz, AbL-Bundesvorsitzender und konventioneller Neuland-Schweinehalter fordert daher Özdemir auf, die Borchert-Empfehlungen umgehend in ein Gesetz zu gießen. Die darin enthaltenden Finanzierungsmodelle bieten Planungssicherheit für die Höfe. „Wir brauchen viele Höfe für den Umbau der Tierhaltung. Jeder Hof zählt,“ so Schulz.