Berlin Der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder, hofft, dass die Abgeordneten im Bundestag den Entwurf der Regierung zur Haltungskennzeichnung „auf links drehen“ und daraus ein „echtes“ Tierschutzkennzeichen machen. Der Tierschutzpräsident fordert in der staatlichen Haltungskennzeichnung ein klares Ablaufdatum für die Haltungsformen „Stall“ und „Stall plus Platz“. Aus Sicht des Tierschutzes seien diese Haltungsformen nicht „zukunftsfähig“, so Schröder auf der Grünen Woche. So könnten in diesen Haltungsformen Tierschutz nicht umgesetzt werden. Das Ablaufdatum soll laut Schröder Landwirte vor „falschen Investitionssignalen“ schützen.
Möglicherweise fällt die Forderung des Tierschutzbundes zumindest bei der SPD auf furchtbaren Boden. Bei einer Online-Diskussionsrunde zum Thema Umbau der Tierhaltung im Vorfeld der Grünen Woche hatte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch anklingen lassen, dass die SPD in den Beratungen im Bundestag auf „deutlich mehr Tierwohlaspekte“ in der Haltungskennzeichnung drängen werde. „Wir Parlamentarier sollten auch den Mut haben, Gesetzesentwürfe der Regierung besser zu machen“, argumentierte er.
Vorwurf mangelnder Kontrollen
Für den Tierschützer hat die staatliche Haltungskennzeichnung „enorme Schwächen“. Schlachtung und Transport seien nicht eingeschlossen. Die Haltungskriterien seien zu „anspruchslos“, wiederholte Schröder sein Kritik am vorliegenden Gesetzesentwurf. Weiterer Kritikpunkt: Kontrollen seien beim staatlichen Pflichtkennzeichen nahezu ausgeblendet. „Ohne engmaschige Kontrollen gibt es kein Vertrauen“, ist er sich sicher. Dies hatten kürzlich auch eine Reihe von Sachverständigen bei der Anhörung im Agrarausschuss des Bundestags moniert.
Herkunft und Tierschutz kombinieren
Auf positive Resonanz dagegen fallen beim Deutschen Tierschutzbund die Pläne der Wirtschaft zur freiwilligen Herkunftskennzeichnung. „Wir begrüßen die Pläne“, meinte Präsident Thomas Schröder. Zwar sei der Deutsche Tierschutzbund vom Handel noch nicht angesprochen worden, er geht aber davon aus, dass sich das Herkunftslabel gut mit dem Tierwohl-Label des Tierschutzbundes kombinieren lasse. Beide Labels würden sich prinzipiell gut ergänzen, so Schröder.
Kürzlich hatte agrarheute.com über die Pläne der Lebensmittelkette über ein Herkunftslabel in den Supermarktregalen berichtet.
Zehn Jahre Tierschutzlabel
Das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbunds feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Bisher machen rund 560 Tierhalter freiwillig mit. Bis Ende 2023 sollen es laut Tierschutzbund 600 werden. Das Label ist bei fast allen großen Handelsketten gelistet, insgesamt bei 28 Handelsketten, so die Angaben der Tierschützer. Das Label erfasst derzeit Legehennen, Milchkühe und Mastrinder.