
Beim Kauf von Honig aus Drittländern sollten Verbraucher Vorsicht walten lassen, oder besser gleich Honig aus der Region kaufen. Denn nicht immer ist bei der Importware das drin, was auf dem Honigglas draufsteht.
Und: Immer mehr Honig ist gepanscht. Oft ist importierter Honig mit Sirup aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben vermischt. Die größten Panscher kommen dabei aus dem Vereinigten Königreich, Türkei und China. Bei 147 Honigen beziehungsweise 46 % der Proben wurden laut der Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) Auffälligkeiten festgestellt, die auf Verstöße gegen die Vorgaben der EU-Honigrichtlinie hindeuten.
Nach Angaben der europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbände Copa-Cogeca ist damit jedes fünfte Honigglas in der EU verfälscht.
320 Proben untersucht

Das zeigen die Ergebnisse der Aktion „Aus den Bienenstöcken“, die die Europäische Kommission gestern (23.3.) vorgelegt hatte. Ziel war es, sich einen Überblick über das Ausmaß der Verfälschung von Importhonigen mit Zuckersirup zu machen. Zu diesem Zweck hat die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) mit Unterstützung des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung (OLAF) insgesamt 320 Proben aus 20 verschiedenen Drittländern untersucht, die im Zeitraum von Oktober 2021 bis Februar 2022 gesammelt wurden.
Nach absoluten Zahlen stammten die meisten der beanstandeten Honige aus China. Von insgesamt 89 Proben aus dem „Reich der Mitte“ wurden 66 oder 74% als auffällig eingestuft. Nochmals höher war die Beanstandungsquote bei Einfuhren aus der Türkei und dem Vereinigten Königreich. Von den Honigen aus der Türkei fielen der GFS zufolge 14 von 15 auf; bei den Importen aus dem Vereinigten Königreich waren es alle zehn untersuchte Honige. Laut den Fachleuten liegt das möglicherweise daran, dass die Ware vor dem Transport über den Kanal noch ein weiteres Mal verarbeitet beziehungsweise verschnitten worden ist
Honig: Mehr Beanstandungen als vor fünf Jahren
Die Beanstandungsquote war bei den aktuellen Untersuchungen deutlich höher als bei einer vergleichbaren Aktion aus den Jahren 2015 bis 2017; damals waren 14 % der Proben als auffällig eingestuft worden. Nach Angaben der GFS ist das möglicherweise auf verbesserte Analysemethoden zurückzuführen. Wie die Forschungsstelle weiter berichtete, hat sich eine in der Vergangenheit bewährte Methode, die Isotopenuntersuchungen, nicht mehr als effektiv erwiesen.
Das sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass zur Verfälschung des Honigs nicht mehr Zuckersirup aus Maisstärke oder Zuckerrohr verwendet werde, sondern stattdessen Sirup aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben zum Einsatz komme. Zugleich unterstrichen die Fachleute, dass die Ergebnisse der Analysen nur den untersuchten Zeitraum abbildeten und nicht generalisiert werden sollten.
Gegen 44 Importeure wird ermittelt
Nach Angaben der Generaldirektion Gesundheit (DG Sante) wurden bislang gegen 44 Importunternehmen Ermittlungen eingeleitet; sieben wurden sanktioniert. Bei der Aktion sei deutlich geworden, dass die Handelsunternehmen mit den Produzenten kooperierten und verschiedene Techniken einsetzten, um ihre Verstöße zu verschleiern.
Unter anderem werden der DG Sante zufolge vor der Einfuhr Analysen bei akkreditierten Laboren angefertigt, um das Ausmaß des Zuckerzusatzes auf die Nachweisverfahren der Kontrolleure abzustimmen. Zum Einsatz kämen ferner Zusatz- und Farbstoffe, um die pflanzliche Herkunft zu verschleiern; zum selben Zweck würden Pollen entfernt und Begleitdokumente gefälscht.
Novelle der Honigrichtlinie gefordert
Um die Fälschungen zu verhindern, fordern Copa und Cogeca drei Maßnahmen:
- Honigmischungen besser zu kennzeichnen, mit der Verpflichtung, die jeweiligen Herkunftsländer in absteigender Reihenfolge und mit dem prozentualen Anteil der einzelnen Länder anzugeben.
- Die Europäische Union muss die offiziellen Analysemethoden aktualisieren.
- Die Mitgliedstaaten müssen die Kontrollen verstärken.
Die beiden Verbände verlangen von EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski, die EU-Honigrichtlinie in den kommenden Monaten gründlich zu überarbeiten.