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Aufruf zur Großdemonstration

Schafhalter demonstrieren gegen die Wolfspolitik

Bauernprotest
Claudia Bockholt
Claudia Bockholt
am Mittwoch, 20.04.2022 - 10:12

Die Schafhalter rufen für den 30. April zu einer Großdemonstration in Berlin auf. Als symbolischen Akt ihres Protestes tragen sie ihren Berufsstand zu Grabe. Dementsprechen ist der Aufruf als Traueranzeige gestaltet.

Demonstrationsaufruf

Der Naturschutzbund Deutschland hat den 30. April zum Tag des Wolfes ausgerufen. Der Nabu freut sich uneingeschränkt über die Rückkehr von Canis lupus nach Deutschland. Die Schafhalter sehen das naturgemäß völlig anders. Sie rufen zur großen Demonstration in Berlin auf. „Stirbt der Schäfer, stirbt die Landwirtschaft, stirbt das Land“ heißt es in dem Flyer, der derzeit die Runde macht und über Ostern auch den einschlägigen Verbänden mit der Bitte um Verbreitung zugeleitet wurde.  Der Aufruf ist als Traueranzeige gestaltet, überschrieben mit „Das Schweigen der Lämmer“.

Im beigefügten Flyer wird kritisiert, dass das Landleben mittlerweile von einer „grünen Wunschvorstellung“ bestimmt werde. Doch die aktuelle Wolfspolitik vernichte Existenzen, „weshalb wir die ersten Opfer in Berlin zu Grabe tragen müssen“.

Nicht still und leise sterben

Der ordnungsgemäß angemeldete „Trauermarsch“ beginnt am Samstag, 30. April, um 11 Uhr am Berliner Fernsehturm und führt zum Brandenburger Tor. Dort endet er mit einem „Leichenschmaus“ in Form von Podiumskundgebungen. Politiker haben die Veranstalter eingeladen, wer teilnehmen wird, ist allerdings noch nicht bekanntgegeben worden. Der Frust sitzt bei den Schafhaltern tief: „Wenn wir schon sterben, dann nicht still und leise“, heißt es im Aufruf.

Zahl der Schafe sinkt, die der Wölfe steigt

Lebten um die Jahrtausendwende noch 2,7 Millionen Schafe in Deutschland, so waren es 2020 nur noch 1,8 Millionen. Die meisten Schafe werden in Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gehalten. So wie die Zahl der Schafe geht auch die Zahl der schafhaltenden Betriebe zurück, auf knapp 20.000 im Jahr 2020.

Die Zahl der Wölfe steigt unterdessen. Im Monitoring-Jahr 2020/21 wurden 158 Wolfsrudel, 27 Wolfspaare und 19 sesshafte einzelne Wölfe gezählt. 2020 kam es in Deutschland zu 942 Übergriffen von Wölfen auf Nutztiere. Dabei wurden 3959 Nutztiere getötet, verletzt oder als vermisst gemeldet – ein Anstieg um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Aufruf geht an alle Weidetierhalter

Der Landesverband der Bayerischen Schafhalter hat den Aufruf zur Teilnahme an der Demo an seine Mitglieder weitergeleitet. Um noch eine gemeinsame Anreise zu organisieren, sei der Termin aber zu kurzfristig, sagt Geschäftsführer Martin Bartl.

Er berichtet, dass die Info zur Demo nicht nur an die Schafhalter, sondern an alle Verbände für Weidetierhaltung in Deutschland rausgegangen ist. Er rechnet damit, dass sich einige Betroffene aus Bayern auf den Weg machen werden, um ihrem Ärger in der Hauptstadt Luft zu machen. Erste Rückmeldungen dazu habe er schon bekommen.