Krisen bieten bekanntlich Chancen. Wenn das so ist, sollten Beamte und Politiker in Brüssel die Coronakrise nutzen, um Landwirten Zukunftsperspektiven zu bieten.
So zeigt zum Beispiel die Studie der Biologischen Forschungsanstalt FiBL, die das Umweltbundesamt in Deutschland beauftragt hat, dass der Ökolandbau effizienter und die konventionelle Landwirtschaft umweltfreundlicher werden muss. Schließlich gilt es, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und gleichzeitig Umwelt und Klima weniger zu belasten.
Nach Auffassung der Forscher muss der Ökolandbau vor allem technologiefreundlicher werden. Dazu sind auch mehr Forschungsgelder nötig. So gelte es unter anderem, die Digitalisierung im Ackerbau und in der Tierhaltung zu nutzen. Beikräuter lassen sich so gezielter bekämpfen, Krankheiten auf dem Acker und im Stall früher erkennen.
Zudem befürworten die Experten verbindliche Vorgaben beispielsweise für die Anzahl der Fruchtfolgeglieder oder für einen Mindestanteil an ökologischen Vorrangflächen und deren Vernetzung. Schließlich sind Ökobauern im Gegensatz zu ihren konventionellen Kollegen bisher von den Greenigauflagen befreit. Einem Umbruchverbot von Grünland unterliegen sie nur in Ausnahmefällen.
Das Coronavirus hat die Arbeitsabläufe in Brüssel kräftig durcheinandergewirbelt. Wenn EU-Abgeordnete wie die grünen Martin Häusling und Starköchin Sarah Wiener fordern, die EU-Ökoverordnung um ein Jahr zu verschieben, sollte man die Zeit nutzen, um für Ökobauern wirkliche Fortschritte zu erzielen. Gleichzeitig müssen Häusling und Wiener aber zugestehen, dass die EU beim Green Deal und ihrer Strategie „Vom Erzeuger zum Verbraucher“ (Farm to Fork) nichts übers Knie bricht. Die Agrarreform wird wohl erst 2023 beginnen. Da ist viel Zeit, um für alle Landwirte praktikable Lösungen zu finden.