Bayerns Landwirte müssen künftig mit deutlich mehr Roten Gebieten klar kommen. Das Landwirtschaftsministerium hat den Referentenentwurf zur AVDüV den Verbänden zur Stellungnahme vorgelegt.
Danach steigt die Fläche mit Roten Gebieten nach Recherchen des Wochenblatts von etwa 384.000 ha auf 545.892 ha oder um über 42%. Der Anteil beträgt künftig nach Ministeriumsangaben dann 17,2 %. Bisher lag er bei 12 %. Damit hat sich nach dem Entwurf der Flächenanteil der Roten Gebiete deutlich vergrößert. Vor allem Landwirte im westlichen Franken, in Niederbayern und der Oberpfalz sind von der Ausdehnung der Gebiete betroffen (siehe Karte).
16 neue Grundwasserkörper, sieben bisherige fallen raus
Im Vergleich zur Ausweisung von 2021werden nun bayernweit in sieben Grundwasserkörpern rote Gebiete nicht mehr ausgewiesen. Dies sei überwiegend auf geringere Nitratkonzentrationen zurückzuführen, teilt das Landwirtschaftsministerium mit.
Dagegen kommen 16 Grundwasserkörper neu hinzu, weil dort an vorhandenen beziehungsweise an neu aufgenommenen behördlichen Messstellen der Schwellenwert von 50 mg Nitrat je Liter überschritten beziehungsweise eine Nitratkonzentration ab 37,5 mg je Liter mit steigendem Trend ermittelt wurde.
Welche Regionen als phosphatbelastet gelten
Auch die Gebietskulisse für die phosphatbelasteten Regionen (Gelbe Gebiete) hat das Landwirtschaftsministerium neu ausgewiesen (siehe Karte). Sie liegen schwerpunktmäßig im westlichen Mittelfranken, Niederbayern und der Oberpfalz. Vereinzelt sind auch Regionen in Oberfranken betroffen.
Die Neuermittlung der gelben Gebiete erfolgt laut Landwirtschaftsministerium im Wesentlichen nach den bisherigen Kriterien und Verfahren. Die Ausweisung wurde unter Berücksichtigung neuerer oder ergänzender Phosphor-Messwerte geprüft. Bei den Seewasserkörpern ergeben sich keine Veränderungen. Bei den Flusswasserkörpern sind acht nicht mehr dabei, elf wurden neu aufgenommen.
Nach aktuellem Stand müssen etwas mehr als 928.000 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche als Gelbes Gebiet ausgewiesen werden, dies entspricht 29,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Zum Vergleich: Bei der letzten Ausweisung lagen 28 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen im Gelben Gebiet.
Bayern muss die Neuausweisung der belasteten Gebiete bis zum 30. November 2022 vornehmen. Auch die EU-Kommission muss diese notifizieren. Dann wird es spannend, ob Brüssel mit dem Vorgehen Bayerns und anderer Bundesländer einverstanden ist.
Ausweitung ähnlich groß wie im Bund
Die Neuausweisung war notwendig, weil die EU-Kommission die bisherige Gebietskulisse nicht akzeptierte und Deutschland die AVV GeA verschärfen musste.
Bundesweit wird damit die Gebietskulisse durch das neue Verfahren von derzeit rund 2 Mio. ha auf 2,7 bis 2,9 Mio. ha anwachsen, also ähnlich wie in Bayern um bis zu 45 %. Allerdings ist der Anteil der Roten Gebieten in manchen nord- und ostdeutschen Bundesländer höher als in Bayern.
Bei der Gebietsabgrenzung können zukünftig keine landwirtschaftlichen Daten mehr berücksichtigt werden. Die sogennante bisherige Emissionsmodellierung ist gestrichen. Die Bundesländer müssen künftig sicherstellen, dass alle belasteten Messstellen innerhalb der mit Nitrat belasteten bzw. eutrophierten Gebiete liegen.
Zudem muss die Binnendifferenzierung bundeseinheitlich mit geostatistischen Regionalisierungsverfahren erfolgen. Hierfür sind Übergangsfristen vorgesehen, um den Ländern genügend Zeit zur Verdichtung ihrer Messstellennetze zu geben.
Bauern fordern mehr Messstellen
Nach Auffassung des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V.(VBEW) sind nun ausschließlich Messwerte und keine theoretischen Modellierungsverfahren mehr, durch die die Gebiete in der letzten Kulisse 2021 „künstlich“ verkleinert wurden. In der Konsequenz habe sich die Fläche der roten Gebiete nun wieder deutlich vergrößert, was der VBEW für sachgerecht hält.
2025 soll Kulisse aktualisiert werden
Ähnlich wie der Bauernverband hält die Wasserwirtschaft für wichtig, in den nächsten Jahren das Messnetz weiter zu verdichten. Dafür ist Umweltminister Thorsten Glauber zuständig.
Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber kündigte an, 2025 die Ausweisung erneut aktualisieren zu wollen, dann auf der "Grundlage eines nochmals deutlich verdichteten
Messstellennetzes“.