Die Spitzenmanager der Edeka-Gruppe scheuten sich, den Bauern Rede und Antwort zu stehen Sie waren laut Interessenorganisationen LsV Deutschland und Freie Bauern am Donnerstag (18.11.) nicht der Diskussionseinladung nach Wiefelstede in Niedersachsen zum Edeka-Zentrallager gefolgt. Es gab aber ein offizielles Statement, das die Moderatoren der Veranstaltung verlasen. Vor dem Zentrallager demonstrierten laut Veranstalter über 200 Bauern und 80 Traktoren. Die beiden Verbände werten das Verhalten der Edeka-Manager als „Desinteresse am Schicksal der Bauernfamilien“.
Für Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Vertreter im Agrardialog, ist es unverantwortlich, dass sich der Lebensmitteleinzelhandel vor wenigen Wochen vom Verhandlungstisch mit den landwirtschaftlichen Verbänden im Agrardialog verabschiedet hat. Nach Auffassung des AbL-Vertreters spielt der LEH auf Zeit. Das führe zu einer tiefen Frustation auf vielen Betrieben, die finanziell mit dem Rücken an der Wand stünden. „Jetzt sind Proteste wieder programmiert. Wir fordern den Lebensmitteleinzelhandel auf, sich seiner Verantwortung zu stellen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren,“ fordert Ilchmann.
Weitere Proteste angekündigt
LsV Deutschland und die Freien Bauern drängen bis Weihnachten auf konkrete Ergebnisse. „Die uns in Aussicht gestellten Dreiecksverträge mit Handel und Verarbeitern zu mindestens kostendeckenden Preisen müssen ab 1. Januar 2022 in Kraft sein“, sagte Peter Guhl, von der Bundesvertretung der Freien Bauern.
Während die großen Handelsketten Millionengewinne einfahren, würden immer mehr Bauern ihre Betriebe aufgeben, kritisierte der 56jährige Milchviehhalter aus Vorderhagen in Mecklenburg-Vorpommern. „Dass Edeka, Aldi, Lidl und Rewe erst acht Monate lang intensiv und konstruktiv mit uns über kostendeckende Preise verhandeln, um sich auf der Zielgeraden plötzlich in eine bequeme Kungelrunde mit Bauernverband und Ernährungsindustrie zu verabschieden, ist ein Schlag ins Gesicht aller fleißigen und ehrlichen Landwirte. „Genau gegen dieses Kartell der Monopolisten wehren wir uns, Wiefelstede ist erst der Anfang,“ drohte Guhl. Laut LsV Deutschland sind in Wiefelstede bis Weihnachten Demonstrationen angemeldet.
Agrardialog-Konzept sieht Direkteinkauf von Schweinen vor
Laut Schweinehalter Cord Meyer habe man sich in der Arbeitsgruppe Schwein schon soweit geeinigt, dass der Einzelhandel die Tiere direkt bei bäuerlichen Erzeugergemeinschaften einkaufe – zu einem vorab vereinbarten Preis oberhalb der per Index festgestellten durchschnittlichen Produktionskosten. Die Schweine sollten dann im Auftrag geschlachtet und verarbeitet und als fair gehandelte Ware aus heimischer Landwirtschaft in die Regale gebracht werden.
Der neue Absatzweg war zunächst nur für Tresenfleisch und verpacktes Fleisch gedacht und sollte in einem zweiten Schritt auf Wurstprodukte ausgedehnt werden, erläuterte der 56jährige Schweinemäster aus Bötersen das Konzept. Durch die breite Nachfrage hätten die Erzeugerpreise für den Convenience- und Gastronomiebereich nachgezogen, ist er überzeugt. Meyer appelliert an die künftige Bundesregierung, Rahmenbedingungen für funktionierende Märkte zu schaffen.
Bei der einheitlichen transparenten Herkunftskennzeichnung plädiert der Agrardialog für einen Bereich im ersten Sichtfeld, in dem die drei mengenmäßig größten und zwei wertgebende Bestandteile aufgeführt werden. Bei weiteren landwirtschaftlichen Zutaten muss der Verbraucher die Möglichkeit haben, über QR-Code oder ähnliches einfach an diese Informationen zu gelangen.
"Bei lückenlos in Deutschland entstandenem landwirtschaftlichen Produkt (inkl. Verarbeitung bis in die Verpackung) kann dieses zusätzlich mit einer „x Mal D Flagge“ hervorgehoben werden,“ erklärt Frauke Bielefeld, Teilnehmerin der AG Herkunftskennzeichnung. Ziel der Kennzeichnung ist laut Agrardialog, Verbrauchern unkompliziert Informationen zur Herkunft ihrer Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, damit sie eine "wirkliche Kaufentscheidung" treffen können.