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Ökologischer Landbau

Ökolandbau: Kaniber muss einen Zahn zulegen

Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 09.07.2021 - 07:00

Das bisherige Tempo des Zuwachses an Ökofläche in Bayern reicht nicht. Was jetzt zu tun ist.

Grafik-Ökolandbauziel-Bayern

Will Bayern sein Ziel 30% Ökolandbau bis 2030 erreichen, muss Agrarministerin Michaela Kaniber einen Zahn zulegen. „Wir brauchen mehr Zuwachs, denn 30% bedeuten knapp eine Million Hektar landwirtschaftlicher Fläche“, so Hubert Heigl, Vorsitzender der Landesvereinigung Ökologischer Landbau (LVÖ). Für das Erreichen des 30%-Zieles sollte bei gleichmäßigem Wachstum der Anteil 2022 bei 14% oder 443.000 Hektar liegen. Laut LVÖ bräuchte es dieses Jahr zusätzlich 50.000 Hektar und in den kommenden Jahren durchschnittlich rund 60.000 Hektar pro Jahr.

Aktuell werden in Bayern rund 12% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet. Seit 2019 kamen knapp 25.000 Hektar hinzu. "ein Erfolg der bisherigen Maßnahmen", bilanziert Heigl. Doch andere Bundesländer sind schon weiter. Im Saarland sind 20% der Fläche im Bio-Anbau, in Hessen 15% und in Brandenburg 14%. Der Bundesschnitt liegt bei 10%.

Öko-Regelungen auch für Öko-Bauern

Heigl-Hubert-LVÖ

Zwar sind die angekündigten Maßnahmen wie das neue Kompetenzzentrum für Öko-Gartenbau an der LWG, die weitere Finanzierung der Öko-Modellregionen oder das Forschungsnetzwerk aus Öko-Betrieben zu begrüßen“, lobt Heigl. Doch das Ziel sei ambitioniert. Um es zu erreichen, müssten die Anstrengungen in allen Bereichen systematisch, konsequent und mutig verstärkt werden. „Wir brauchen mehr Tempo“, sagt Ökobauer Heigl.

Insbesondere bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) muss laut Heigl jetzt darauf gedrungen werden, dass Öko-Betriebe und Umsteller nicht schlechter dastehen als jetzt. Durch die Agrarreform drohen Öko-Bäuerinnen und -Bauern bis zu 100 €/ha an Basisprämie zu verlieren, da sie laut aktuellen Plänen nicht wie alle anderen Betriebe an allen Öko-Regelungen (Eco-Schemes) teilnehmen dürfen. Deshalb müsse sich Bayern jetzt auf Bundes- und EU-Ebene für den Öko-Landbau stark machen, so Heigl Appell.

Streuobst auf Brachflächen erlauben

Streuobst-Bayern-Berge

Auch in Bayern gilt es laut LVÖ konkrete Maßnahmen konsequent umzusetzen, zum Beispiel beim Schutz und Ausbau der Streuobst-Wiesen. Dies ist ein Ziel aus dem Volksbegehren „Rettet die Bienen!“. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat angekündigt, pro Jahr 100.000 Streuobstbäume verschenken zu wollen. „Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, muss ökologischer Streuobstanbau attraktiver werden. Das für die Streuobstwiesen geplante Gesamtkonzept mit dem Ausbau der Absatzmärkte muss auch vorteilhafte Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft enthalten“, so Hubert Heigl.

Nach seiner Auffassung biete die aktuelle GAP-Reform hierfür eine gute Möglichkeit. Auf den in der Konditionalität vorgesehenen Brachflächen könnte der Streuobstanbau unter Verzicht von Mineraldünger und Pestiziden erlaubt werden.