Nach Auffassung des Bayerischen Bauernverbands (BBV) wird ein tragfähiger Ausbau des Ökolandbaus kein Selbstläufer. Verarbeiter, Verbraucher, Handel und Politik müssen bei diesem Gemeinschaftswerk mitziehen. Der Verband nennt zudem konkrete Aufgaben für Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber und Bundesagrarminister Cem Özdemir.
Nach dem jüngsten DBV-Konjunkturbarometer ist die Bereitschaft der Bauern auf jeden Fall da. In Süddeutschland ist mehr als jeder vierte Landwirt (27,5 %) offen für die Option „Öko-Umstellung“, ein Höchststand bei der jährlichen repräsentativen Befragung von 1.500 deutschen Landwirten.
Allerdings gibt es Licht und Schatten für eine Umstellung. „Auf der einen Seite haben wir gerade eine sehr positive Großwetterlage für Öko, auf der anderen Seite gibt es aber auch dunkle Wolken am Öko-Himmel“, sagt BBV-Ökoreferentin Daniela Gehler.
Gute Nachfrage und bessere Ausbildung
Positiv: Der Absatz von Öko-Lebensmitteln wächst stetig und hat während der Pandemie zusätzlich einen deutlichen Schub bekommen. Vermarkter und Verarbeiter suchen händeringend Öko-Ware und werben um neue Umstellungsbetriebe.
Auch die Bayerische Staatsregierung setzt nach Gehlers Einschätzung positive politische Signale für die Öko-Landwirtschaft – wie die Aufstockung der Förderung der Öko-Modellregionen oder die Verstärkung von Öko-Inhalten bei der Ausbildung von Landwirten, Bäckern, Metzgern und Köchen.
Konkrete Vorgaben für Kantinen gefordert

Bayern muss noch einen Zahn zulegen, fordert die BBV-Referentin. Vor allem in Kantinen und Mensen – allein in der Gemeinschaftsverpflegung sieht sie es ein riesiges Absatzpotential mit 1,8 Millionen Essen jeden Tag.
„Wir sehen die Bayerische Staatsregierung in der Pflicht, bei den staatlichen und öffentlichen Kantinen mit gutem Beispiel voranzugehen und durch verbindliche Vorgaben den Absatz von regionalen und bio-regionalen Lebensmitteln deutlich anzukurbeln“, so Gehler. Nur wenn die Regio- und Bio-Regio-Ziele heute in den Ausschreibungen festgelegt würden, seien diese Ziele für die Kantinen bis 2030 erreichbar.
Laufhöfe reichen wohl nicht mehr
„Aber künftig wird es schwieriger, Öko-Betrieb zu werden“, warnt die BBV-Expertin. „Jeder Umstellungsbetrieb mit Pflanzenfressern, zum Beispiel Rindern, muss seine Tiere in Zukunft auf der Weide halten – Laufhöfe werden voraussichtlich nicht mehr ausreichen.“
Das Dilemma: Nicht alle Betriebe können Weiden einrichten, zum Beispiel wenn stark befahrene Straßen zu überqueren oder wenn kleine, ungünstig geschnittene Grünlandflächen nicht für Weide geeignet seien. Dies sei nur ein Beispiel dafür, bei dem die EU-Öko-Verordnung und deren Auslegung drohen, zu Bremsklötzen für die Ökolandwirtschaft zu werden.
Nachteile bei Förderung
Eine weitere dunkle Wolke sieht Gehler im Fördersystem der neuen EU-Agrarpolitik. Ab 2023 müssen alle Betriebe – und darunter auch die Ökobetriebe – mehr leisten für weniger Geld. Bei den Ökoregelungen (Eco-Schemes) sind für Öko-Ackerbaubetriebe und intensivere Öko-Grünlandbetriebe wenig geeignete Maßnahmen dabei. Außerdem stehen zusätzlich Kürzungen bei der Ökolandbauförderung im Kulturlandschaftsprogramm bevor, wegen des Verbots der Doppelförderung.
Der BBV sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht, nachzuarbeiten und die Ökoregelungen so aufzustellen, dass Ökolandbauförderung und Agrarumweltprogramme nicht beeinträchtigt werden.