Der Unmut bei den Milcherzeugern in den Niederlanden über Politik und Justiz ist groß. Der niederländische Bauernverband (LTO) und die Stiftung Team Agro NL haben alle Milchviehhalter dazu aufgerufen, ihre Kühe am Montag (30.5.) nicht auf die Weide zu schicken.
Damit wollen sie die Branchenforderung nach einer praxisgerechten Nitratpolitik unterstreichen. Wie der LTO erklärte, soll die gemeinsame Protestaktion den Niederländern die möglichen Folgen der jüngsten „absurden“ Gerichtsurteile zur Beweidung vor Augen führen.
Gerichte verlangen Sondergenehmigung für Weidegang
Viele Bürger führen nach dem Himmelfahrtswochenende traditionell aufs Land. Dabei müssten sie diesmal auf den traditionellen Anblick weidender Kühe verzichten. LTO-Präsident Sjaak van der Tak kritisierte, dass sich die niederländische Nitratpolitik zurzeit in einem „juristischen Sumpf“ bewege.
Nach jüngsten Gerichtsurteilen dürften Kühe nämlich nicht mehr ohne Sondergenehmigung weiden. Diese Entscheidungen seien weder praktisch noch rechtlich nachvollziehbar.
Tierhalter sind verunsichert
Das Gericht Overijssel hatte Klagen der Umweltschutzorganisationen Coöperatie Mobilisation for the Environment (MOB) und der Vereniging Leefmilieu (VL) gegen die Provinz Overijssel recht gegeben, dass diese ihre umweltrechtliche Genehmigungspraxis für die Beweidung überdenken müsse. Allerdings hätten die Provinzen und das Haager Landwirtschaftsministerium bereits vor zwei Jahren zugesichert, dass die Beweidung genehmigungsfrei sei und bleiben werde, erinnerte van der Tak.
Dem LTO zufolge verstärkten die jüngsten juristischen Diskussionen bei Tausenden von Landwirten die ohnehin schon große Unsicherheit über die Zukunft ihrer Betriebe. Deshalb seien auch Investitionen in mehr Nachhaltigkeit zum Erliegen gekommen. Nach Angaben des Vorsitzenden von Team Agro NL, Jaap Lodders, betreiben 84 % der Milchbauern in den Niederlanden Weidehaltung.