München Um den Bioabsatz in Bayern voranzubringen, sollen Bayerns Grundschulkinder eine kostenlose Bio-Mittagessen bekommen. Das verlangen die Grünen in einem Gesetzesentwurf. Am kommenden Mittwoch (8.3.) berät der Haushaltsausschuss darüber. In der ersten Lesung im Landtag kritisierten die Regierungsfraktionen von CSU und Freie Wähler, sowie aus der Opposition FDP und AfD den Grünen-Vorstoß.
Aus Sicht der Grünen unternimmt die Staatsregierung ohnehin zu wenig, um den Absatz von Bioprodukten in öffentlichen Kantinen zu fördern. Die grüne Agrarsprecherin Gisela Sengl sieht die Staatsregierung daher in der Pflicht: „Der Staat muss endlich seiner Vorbildfunktion gerecht werden und in den öffentlichen Kantinen und Mensen auf Bio setzen – am besten natürlich auf Bioregional.“
Für die Sengl ist das kostenlose Bio-Mittagessen nicht nur für alle Grundschüler gut, es hilft auch die Nachfrage zu steigern, um das 30 Prozent-Bio-Ziel bis 2030 zu erreichen.
141 Mio. € für Bioessen in Grundschulen
Welchen Absatzschub ein kostenloses Bio-Mittagessen in Grundschulen bringen kann, ist aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums jedoch schwierig zu greifen. So verfüge man über keine exakten Daten zur Anzahl der Kantinen in Grundschulen und der ausgegebenen Essen. Man rechnet aber damit, dass in nahezu allen der 2411 bayerischen Grundschulen ein Mittagsessensangebot vorhanden ist. Rund 300.000 Kinder nehmen nach Ministeriumsangaben derzeit Ganztagsangebote wahr.
Im Vorschlag der Grünen vermisst das Ministerium den Regionalbezug komplett. So bestehe die Gefahr, dass ein kostenloses Angebot in Grundschulen von einigen wenigen (inter)-national tätigen Anbietern oder Caterern abgedeckt würde. Der Vorschlag würde aus Ministeriumssicht nicht nur sehr hohe Kosten mit sich bringen, sondern auch zusätzliche Bürokratie, beispielsweise für Kontrollen.
Die Grünen schätzen die Kosten für eine kostenloses Bio-Mittagessen in Grundschulen auf gut 141 Mio. € im Schuljahr. Sie unterstellten ein Essenpreis von bis zu 6,59 € und rund 141.000 Kinder, die an 152 Tagen viermal wöchentlich versorgt würden.
Kantinenabsatz alleine reicht nicht
Aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums reicht es für das 30 Prozent-Ziel jedoch selbst dann nicht aus, wenn alle staatlichen Kantinen 100 Prozent Ökoessen anbieten würden. Die Angebotsmenge könnte man nicht in den Kantinen unterbringen. Schließlich würde 30 Prozent Ökoanteil eine zusätzliche Ökofläche von 525.000 ha bedeuten. Zudem gibt das Ministerium zu bedenken, dass in bestehenden Verträgen Anpassungen und die Zustimmung des Kantinenpächters oder -betreibers notwendig ist, wenn man 100 Prozent Biobezug vorschreiben will. Bei Neuausschreibungen würde eine solche Forderung zu geringen Bewerbungen und steigenden Essenspreisen sowie Forderungen nach Ausgleich und Zuschüssen führen. Fazit: Der Freistaat kann zwar in öffentlichen Kantinen und Schulen für mehr Bioabsatz sorgen, aber auch die Verbraucher müssen im Lebensmittelhandel mehr Bio kaufen, um in rund sieben Jahren auf 30% Ökoflächen zu kommen.