Aber stimmt er auch? Darüber könnte man jetzt in eine Grundsatzdiskussion einsteigen, die wahrscheinlich so schnell kein Ende finden würde. Und wenn das Ende dann gefunden ist, ist nicht sicher, dass es ein eindeutiges Ergebnis gibt. Deshalb möchte ich mich der Frage an kleinen, konkreten Beispielen aus diesem Heft annähern.
Da fordert zum Beispiel das Naturschutzrecht, dass für die Versiegelung von Flächen durch den Bau von Straßen oder Siedlungen Ausgleichsflächen zu schaffen sind. Die Bauträger, in vielen Fällen die Kommunen, müssen also nochmal teuer Flächen kaufen und dann – eigentlich – Maßnahmen ergreifen, die diese Flächen naturschutzrechtlich aufwerten. Es gibt aber auch die produktionsintegrierte Kompensation, bei der Landwirte auf ihren Äckern oder Wiesen – ich sage mal pauschal – extensivieren oder auch ihren Wald umbauen. Das nimmt Druck von der Fläche, wovon sowohl die Landwirtschaft als auch die Kommunen profitieren, und es entbindet die Kommunen von der dauerhaften Pflege. Was die Bauern dabei aber brauchen, ist die Sicherheit, dass sie nach Ablauf der Verträge wieder die freie Verfügung über ihr Eigentum haben.
Da fordert zum Beispiel der Klimaschutz, dass die Treibhausgase reduziert werden, allen voran das Kohlendioxid. Einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher ist das Grünland, hinter den Mooren aber noch vor dem Waldboden! Genauer gesagt, steckt der Kohlenstoff im Humus. Der Humus ist ständigem Ab-, Um- und Aufbau unterworfen, durch die Bewirtschaftung – das kann unter anderem auch Ertragssteigerung sein – lassen sich die Prozesse in Richtung Aufbau lenken. Was die Bauern dabei brauchen, ist die Erkenntnis, dass sich auf Grünland nur Milch und Fleisch erzeugen lassen und dass Hafermilch und Sojawurst vielleicht nicht unbedingt der Weisheit einziger Schluss sind.
Da fordert zum Beispiel die Gesellschaft, dass der Regenwald noch besser geschützt und die Importe von Eiweißfutter aus Übersee reduziert werden müssen. Da lande ich noch einmal beim Grünland, das eine wichtige heimische Eiweißquelle ist. Und da lande ich beim Raps, der nicht nur Öl sondern eben auch Eiweiß liefert. Was die Bauern brauchen, ist die Einsicht, dass heimischer Raps nicht verantwortlich ist für die Abholzung des Regenwalds.