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Justiz

Landwirt vergiftet: Bayer muss Schadensersatz zahlen

Lange hat der Rechtsstreit angedauert, nun hat der Landwirt gegen Bayer gewonnen. Die Höhe des Schadenersatzes liegt allerdings deutlich unter der Forderung des Landwirts.
Johanna Michel, agrarheute
am Dienstag, 13.12.2022 - 13:43

In Südwestfrankreich erlitt ein Landwirt im Jahr 2004 durch den Umgang mit dem Pflanzenschutzmittel Lasso Vergiftungserscheinungen. Nun hat der langwierige Rechtsstreit zwischen dem Landwirt und Bayer ein Ende.

Eine Million Euro forderte der Landwirt Paul François von Bayer wegen angeblicher Gesundheitsschäden, die bei ihm nach der Anwendung des Herbizids Lasso auftraten. Zahlen muss Bayer ihm nun 11.135 Euro.

2004 hatte der Landwirt beim Reinigen eines Tanks versehentlich Dämpfe des Herbizids eingeatmet. Daraufhin erlitt er schwere Vergiftungserscheinungen. Trotz langer Zeit im Krankenhaus konnte er seinen Betrieb nach dem Vorfall nicht mehr eigenständig weiterführen.

Landwirtschaftliche Sozialkasse übernimmt Großteil des Schadens

Nach Informationen des Sendernetzwerks France Info hatte das Berufungsgericht in Lyon die Schäden auf etwa 50.000 Euro beziffert. Davon hätten die landwirtschaftliche Sozialkasse und die private Versicherung des Landwirts bereits 40.000 Euro übernommen. Diese sollen ihre ausgezahlten Beträge aber von Bayer zurückfordern können.

Der Landwirt wollte neben einem Ausgleich für entgangene Gewinne auch Zahlungen für erlittene psychische Belastungen erwirken. Jedoch berücksichtige das Urteil laut France Info keine chronischen Beschwerden, sondern nur einen vorübergehenden Schaden.

Wie ein Sprecher von Bayer gegenüber agrarheute erklärte, sei keiner der von Paul François in seinem Antrag geltend gemachten Gesundheitsschäden vom Gericht oder von den in der Angelegenheit hinzugezogenen Sachverständigen bestätigt worden. Der einzige vom Gericht anerkannte Schaden sei posttraumatische Angst.

Landwirt bekam im Berufungsverfahren immer wieder Bestätigung

Schon bei der ersten Urteilsverkündung vor zehn Jahren bekam der Landwirt Recht. Die Klage richtete sich damals gegen den US-Hersteller Monsanto, der später von Bayer übernommen worden war. Die verschiedenen Instanzen entschieden 2015, 2019 und 2020 alle zugunsten des Landwirts.

Bereits seit 2007 ist Lasso nicht mehr auf dem französischen Markt erhältlich, weil gesundheitliche Bedenken aufkamen.

Seinen Kampf gegen Monsanto hat der betroffene Landwirt Paul François 2017 in einem Buch veröffentlicht. Er wurde bereits mit der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet.

Mit Material von age, Bayer