Damit rückt das Ziel Deutschlands, bis 2020 die Emissionen um 40 Prozent zu mindern, überraschend in greifbare Nähe. Für den Rückgang verantwortlich ist ausschließlich der Stromsektor: Braun- und Steinkohle produzierten deutlich weniger Strom, Erneuerbare Energien deckten knapp 42,6 Prozent der Stromnachfrage und damit fast fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Das zeigt die Jahresauswertung „Die Energiewende im Stromsektor – Stand der Dinge 2019“, die Agora Energiewende jetzt vorgelegt hat.
Damit erzeugten Wind-, Wasserkraft, Solarstrom- und Biogasanlagen erstmals mehr Strom als Kohle- und Kernkraftwerke zusammen. Hauptursache des Emissionsrückgangs im Stromsystem sind nach Ansicht von Agora die gestiegenen Preise für CO2-Zertifikate im EU-Emissionshandel. Sie führten in Verbindung mit der gestiegenen Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien und einem gesunkenen Stromverbrauch dazu, dass fossile Kraftwerke ihre Stromproduktion an vielen Stunden des Jahres 2019 deutlich reduzierten, weil diese nicht mehr wettbewerbsfähig war. Die Stromerzeugung von Steinkohlekraftwerken brach deshalb um 31 Prozent ein, die von Braunkohlekraftwerken um 22 Prozent ein. Davon profitierten auch Gaskraftwerke, die weniger CO2-Zertifikate für ihre Stromerzeugung benötigen; sie erhöhten ihren Stromabsatz um 11 Prozent.
Dicke SUVs machen einen Teil zunichte
Anders als im Stromsystem nahmen die CO2-Emissionen von Gebäuden und dem Verkehrssystem sogar zu: Dort wurden mehr Erdgas, Heizöl, Benzin und Diesel als im Vorjahr verbraucht. Dadurch wurden die Emissionsminderungen im Stromsystem zum Teil zunichte gemacht. Im Verkehr führte vor allem der steigende Anteil schwerer Fahrzeuge mit großen Verbrennungsmotoren, wie SUVs, zu einem Anstieg der Emissionen.
Die Ursache für das Wachstum bei den Erneuerbaren Energien liegt hauptsächlich im Zubau von Photovoltaikanlagen sowie einem guten Windjahr. „Dennoch startet die Energiewende mit einer schweren Hypothek in die 2020er-Jahre“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Denn der Ausbau bei der Windenergie ist in den letzten zwei Jahren um über 80 Prozent eingebrochen und somit fast zum Erliegen gekommen.