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Klimapolitik

Klimaschutz: Weltklimabericht und die Folgen für Landwirte

Josef Koch
Josef Koch
am Montag, 09.08.2021 - 15:52

Damit der Klimawandel Land- und Forstwirte nicht zu hart trifft, fordern Verbände nach dem Weltklimabericht gezielte Maßnahmen.

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Der UN-Weltklimarat IPCC schlägt im ersten Teil seines sechsten Sachstandsberichts Alarm. So gab es zumindest in den letzten 2000 Jahren keine so schnellen globalen Temperaturerhöhungen wie aktuell und die Konzentrationen der Treibhausgase CO2 und Methan steigen seit 1850 sogar schneller als jemals in den letzten 800.000 Jahren.

Schon bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad werden Hitzewellen sowie Starkregenereignisse und somit Überschwemmungen in Europa und vielen weiteren Regionen der Welt deutlich häufiger auftreten und verheerender sein. Außerdem können besonders bei stärkerer globaler Erwärmung auch bislang unwahrscheinliche, aber katastrophale Ereignisse nicht ausgeschlossen werden. Hierzu zählen starke Änderungen in der räumlichen Verteilung von Niederschlagsmustern sowie der Zusammenbruch der Eisschilde der Arktis und Antarktis, was einen Meeresspiegelanstieg um mehrere Meter verursachen würde.

Um die Pariser Klimaziele noch erreichen zu können, müssen laut IPCC die weltweiten Treibhausgasemissionen ab den 2020er Jahren sinken – also ab sofort. Im Jahr 2050 müssen die globalen CO2-Emissionen netto Null erreichen. Hierfür sind ambitionierte Emissionsminderungen notwendig. Gleichzeitig geht der IPCC davon aus, dass zusätzlich zu diesen Minderungen CO2 spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts aus der Atmosphäre entfernt werden muss, um die Klimaziele zu erreichen.

Krüsken: Erntesicherung hat Vorrang

Dürre

Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes fordert eine konsequente Klimapolitik und ambitionierte Maßnahmen zum Klimaschutz, um Ernten zu sichern. Es besteht die Herausforderung, die Ernährungssicherung mit dem 1,5 Grad-Ziel in Einklang zu bringen.

Aus Sicht der Landwirte müssen neben den bereits eingeleiteten Maßnahmen zum Klimaschutz auch in gleicher Weise geeignete Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel ergriffen werden. Dazu gehören laut DBV ein zusätzliches Risikomanagement-Instrumentarium, die Förderung klimaeffizienter Anbauverfahren, ein Ausbau der Bewässerungs-Infrastruktur und die Anwendung neuer Methoden in der Pflanzenzüchtung. Klimaschutz und Klimaanpassung müssen Hand in Hand gehen.“

Elisabeth Fresen, Bundesvorsitzende der AbL und Mutterkuhhalterin in Niedersachen, bestätigt, dass auch Bäuerinnen und Bauern, ihr Bestes geben, um Emissionen zu senken. Für eine klimagerechte Landwirtschaft seien aber die richtigen politischen Rahmenbedingungen nötig. "Diese müssen faire Preise garantieren, eine flächengebundene Tierhaltung fördern und Umweltleistungen wie Weidehaltung und humusaufbauenden Ackerbau honorieren,“ nennt Fresen die wichtigsten Punkte.

Weiterer Grund Klimaschutzleistungen des Waldes zu honorieren

AGDW

Erstes Opfer im Klimawandel sind laut Hans-Georg von der Marwitz, Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer, die Wälder, Folgeerscheinungen wie Waldbrände, Insekten- und Krankheitsbefall setzen zahlreichen Baumarten zu.  „Daher muss alles dafür getan werden, um den Wald und die Waldbesitzer beim klimaresilienten Waldumbau zu unterstützen“, verlangt der AGDW-Präsident.

Der Waldumbau stehe für viele Waldbesitzer bereits seit Jahrzehnten im Fokus. Jetzt müsse noch einmal verstärkt auf Baumarten gesetzt werden, die Extremwetterereignissen besonders standhalten, und die gleichzeitig den Rohstoff Holz zur Verfügung stellen und klimaschädliche Rohstoffe wie Gas und Kohle ersetzten können.

Ein zentrales Instrument für die Waldbesitzer ist nach Ansicht der Waldeigentümer die Honorierung der Klimaschutzleistung des Waldes, da der Wald als CO2-Speicher, als Sauerstoffproduzent sowie mit seiner Substitutionsfähigkeit der Klimaschützer Nummer Eins in Deutschland ist. Diese Honorierung solle aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) erfolgen, in den die Emittenten einzahlen. „Die Honorierung der Klimaschutzleistung ist ein wichtiger Meilenstein, um unsere Wälder angesichts der beschleunigten Erderwärmung zu stabilisieren“, sagte der Präsident.  

Schulze: Können Wende noch schaffen

Bundesumweltministerin Svenja Schulze ist indes überzeugt, das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. "Noch ist es nicht zu spät dafür. Wie wir den Treibhausgasausstoß senken können, wissen wir: mit einer raschen Abkehr von Kohle, Öl und Gas, mit dem Ausbau der Sonnen- und Windkraft und der Produktion von grünem Wasserstoff als klimafreundlichem Energieträger", so die Bundesumweltministerin.

Das Pariser Abkommen gebe den Weg vor, der UN-Klimagipfel in Glasgow in drei Monaten sei der entscheidende Moment, in dem die Weltgemeinschaft liefern müsse, fordert Schulze.  Mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz und der deutschen Anpassungsstrategie hat Deutschland laut Schulze schon einen wichtigen Beitrag beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel geleistet.

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