Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Klimapolitik

Klimaschutz: Landwirte senken Treibhausgase erneut

Ferkel-Fütterung
Josef Koch
Josef Koch
am Dienstag, 15.03.2022 - 14:53

Landwirtschaft unterschreitet Klimaziel für 2021 um 7 Mio. t deutlich. Umweltbundesamt nennt stark sinkende Tierbestände als Grund. AbL kritisiert massives Höfesterben.

Treibhausgase

Als einer der wenigen Sektoren hat die deutsche Landwirtschaft im vergangenen Jahr die Treibhausgasemissionen gegenüber 2021 senken können und erneut die zulässigen Höchstwerte deutlich unterschritten. Insgesamt nahm in Deutschland der Ausstoß an Treibhausgasen aber zu, und zwar um33 Mio. t oder 4,5%.

Laut Umweltbundesamt (UBA) gingen die Emissionen um gut 1,2 Mio. t CO-Äquivalente oder minus 2 % auf 61 Mio. t CO-Äquivalente zurück. Der Sektor bleibt damit deutlich unter der für 2021 im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 68 Mio. t CO-Äquivalenten. Der Rückgang der Tierzahlen setzt sich fort. Die Rinderzahlen sanken um 2,3 Prozent, die Schweinezahlen um 9,2 Prozent. Dadurch gab es weniger Gülle, die Emissionen sanken ebenfalls (-4,0 Prozent gegenüber 2020). Die deutliche Unterschreitung der festgesetzten Jahresemissionsmenge ist laut UBA jedoch vor allem durch methodische Verbesserungen in der Berechnung der Lachgasemissionen bedingt.
 

AbL-Kritik wegen massivem Höfesterben

Martin Schulz, Bundesvorsitzender der AbL, sieht als Grund für den Rückgang der Emissionen und der Tierzahlen eine „massives Höfesterben“. Wenn die Tierbestände sinken, mag das gut fürs Klima sein. Es sei allerdings kein Umbau-Kurs der Tierhaltung, welcher Bäuerinnen und Bauern mitnehme, kritisiert Schulz.

Deswegen fordert die AbL eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung in drei Stufen und klare Finanzierungszusagen, verbunden mit marktpolitischen Maßnahmen für faire Erzeugerpreise.

Deutschlandweit ein kräftiges Plus

Treibhausgasemissionen

2021 wurden in Deutschland rund 762 Mio. t Treibhausgase freigesetzt – das sind gut 33 Mio. t oder 4,5 % mehr als 2020. Insgesamt sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit um 38,7 Prozent gesunken.

Der Anstieg im letzten Jahr ist insbesondere im Energiesektor zu verzeichnen: Dieser weist ein Plus von 27 Mio.t CO₂-Äquivalente oder 12,4 % auf. Der Sektor kommt in der UBA-Bilanz nun auf 247 Mio. t. Als Grund für den Anstieg nennt das UBA eine gestiegene Stromnachfrage, eine geringere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Zudem wurde wegen des gestiegenen Gaspreises verstärkt Kohle zur Stromerzeugung genutzt. Das Klimaschutzgesetz sieht für den Energiesektor keine Einsparziele vor.

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sank vor allem aufgrund schlechter Windverhältnisse um sieben Prozent. Die Sektoren Verkehr und Gebäude liegen über den im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen.

1,2 % mehr Treibhausgase im Verkehr

Ein Plus an Treibhausgasen verzeichnet das UBA beim Verkehr. Er kommt 2021 auf rund 148 Mio. t CO-Äquivalente. Damit liegen die Treibhausgasemissionen dieses Sektors 1,2 % über dem coronabedingt niedrigeren Wert von 2020, als auch rund 3 Mio. t über dem zulässigen Zielwert von 145 Mio. t CO₂-Äquivalente, den das Bundesklimaschutzgesetz vorsieht.

Die Industrie schaffte im Gegensatz dazu fast eine Punktlandung, was die Zielvorgaben anbelangt. Der Sektor stieß gegenüber dem Vorjahr gut 9 Mio. t oder 5,5 % mehr CO-Äquivalente aus. Mit rund 181 Mio. t CO-Äquivalenten lagen die Treibhausgase damit wieder fast auf dem Niveau von 2019, aber knapp unter der im Bundes-Klimaschutzgesetz festgeschriebenen 182 Mio. t.
 

Auch Gebäude schaffen Klimaziel nicht

Im Gebäudebereich kam es 2021 zu einer Emissionsminderung von knapp 4 Mio. t (minus 3,3 Prozent) auf rund 115 Mio. t CO-Äquivalenten. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor, wie bereits im Vorjahr, die erlaubte Jahresemissionsmenge gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz, die bei 113 Mio. t CO-Äquivalenten liegt.

Gesunken sind die Emissionen aus der Abfalldeponierung infolge des Verbots der Deponierung organischer Abfälle. Der anhaltende Trend führt dazu, dass der Abfallsektor mit 8 Mio. t erneut unter dem zulässigen Wert von 9 Mio. t CO-Äquivalenten blieb. Der Rückgang betrug in 2021 nach UBA-Daten rund 4,3 %.

Die Emissionen des Abfallsektors sanken gegenüber dem Vorjahr um rund 4,3 Prozent auf gut acht Mio. Tonnen CO-Äquivalente. Damit bleibt der Abfallsektor erneut unter der im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von neun Mio. Tonnen CO-Äquivalenten.

Jetzt die digitale Wochenblatt-Ausgabe für nur 1€ testen!
Digitale Ausgabe!
agrarheute_magazin_composing
Auch interessant