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Treibhausgasemissionen

Klimaschutz: Landwirte sind deutlich besser als ihr Ruf

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Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 27.01.2023 - 08:43

Das Umweltbundesamt bestätigt Landwirten, deutlich unter den Emissionsvorgaben zu sein. Der Ausstoß sinkt wegen weniger Tiere.

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Dessau Im wesentlichen Landwirte für den Klimawandel verantwortlich zu machen, sollte spätestens mit den neuen Daten des Umweltbundesamts (UBA) widerlegt sein. Denn die deutschen Landwirte haben die Treibhausgas-(THG)-Emissionen in 2021 erneut senken können, ganz im Gegensatz zum Gesamtausstoß aller Sektoren. Wie aus der finalen THG-Bilanz für 2021 hervorgeht, wurden im Agrarsektor bundesweit rund 61,3 Mio. t Treibhausgase in CO2-Äquivalenten freigesetzt. Das waren 1,1 Mio. t oder 1,8 % weniger als 2020. Der Sektor blieb damit deutlich unter der für 2021 im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 68 Mio. t CO₂-Äquivalenten.

Diese deutliche Unterschreitung sei allerdings vor allem durch methodische Verbesserungen bei der Berechnung der Emissionen bedingt, erklärte das UBA. Die aktuelle Bilanz bestätigt die von der Behörde bereits Mitte März 2022 veröffentlichte, vorläufige Schätzung für den Sektor von rund 61 Mio. t CO₂-Äquivalenten.

Weniger Tiere sind der Grund

Maßgeblich für den Abwärtstrend beim THG-Ausstoß der Landwirtschaft waren laut der Bundesbehörde vor allem die weiter sinkenden Nutztierbestände. Im Einzelnen seien die Schweine- und Rinderbestände 2021 im Vorjahresvergleich um 9,2 % beziehungsweise 2,3 % abgestockt worden. Dadurch sei weniger Gülle angefallen, und die Emissionen seien ebenfalls gesunken. Bereits seit 2015 stellt das UBA immer weniger Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft fest.

Insgesamt wurden in Deutschland 2021 nach den endgültigen UBA-Zahlen Klimagase in der Menge von 759,1 Mio. t CO₂-Äquivalenten freigesetzt; das waren 29,6 Mio. t oder 4 % mehr als im Jahr davor. Gegenüber dem Referenzjahr 1990 lagen die deutschen THG-Emissionen im Jahr 2021 aber noch um 39 % niedriger. Dies ist aber vor allem auf den Abbau der Industrie in der früheren DDR zurückzuführen.

Geringer Anteil an Methan und Lachgas

Mit 89,4 % dominierte auch 2021 Kohlendioxid (CO₂) die Treibhausgasemissionen – größtenteils aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Die übrigen Emissionen verteilen sich auf Methan mit 5,4 % und Lachgas mit knapp 3,7 %, dominiert durch den Bereich der Landwirtschaft. Gegenüber 1990 sanken die Emissionen von Kohlendioxid um 35,6 %, Methan um 65,5 % und Lachgas um 52 %.

Wo die Emissionen gestiegen sind

Besonders kräftig erhöhten sich 2021 nach Angaben des UBA die THG-Emissionen der Energiewirtschaft, nämlich gegenüber dem Vorjahr um 27 Mio. t CO2-Äquivalente oder 12,5 %. Das Amt schreibt dies vor allem der erhöhten Stein- und Braunkohlenverstromung zu. Als wesentlichen Grund für den erhöhten Einsatz fossiler Energieträger zur Stromerzeugung führen die Dessauer Fachleute den Rückgang der Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien um 17,5 TWh an. Grund war insbesondere die schwächere Windstromerzeugung. Gleichzeitig nahm der Bruttostromverbrauch um 14,9 TWh zu.

Verkehr: Weniger Biokraftstoffe, mehr Emissionen

Angestiegen sind die Emissionen 2021 auch in der Industrie, und zwar um 4,3 % bzw. 7,6 Mio. t CO₂-Äquivalente. Hierfür war hauptsächlich die anziehende Konjunktur nach der Corona-Krise und ein vermehrter Einsatz fossiler Brennstoffe verantwortlich.

Die Emissionen des Verkehrs stiegen 2021 gegenüber 2020 um 1 % auf 147 Mio. t CO₂-Äquivalente. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf den Straßenverkehr zurückzuführen. Während die Fahrleistungen und Gesamtabsätze an Kraftstoffen gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert waren, wurden weniger Biokraftstoffe eingesetzt, wodurch die Emissionen ansteigen. Aktuell fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sogar den Ausstieg aus Biokraftstoffen. Die FDP will das aber verhindern.

Dagegen sanken die Emissionen bei den Gebäuden um 5,2 Mio. t CO₂-Äquivalente bzw. 4,2 %. Die Emissionsreduzierung ist laut UBA im Wesentlichen als Sondereffekt auf deutlich verringerte Heizölkäufe zurückzuführen.

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