Die Kritik am Handelsgebahren des Lebensmitteleinzelhandel betrachtet die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) Deutschlands als berechtigt! Die von Lidl in Aussicht gestellten 50 Mio. € würden auch die Probleme nicht lösen, dennoch sei die Signalwirkung nicht zu verkennen. Es sei ein Signal, das zum Nachahmen auffordert. Natürlich kann es nur ein erster Schritt sein. Dabei dürfe es nun nicht bleiben. Ohne auskömmliche Preise für die Produkte der deutschen Landwirtschaft sowie Transparenz über Haltungsform und Herkunft könnten die Betriebe mit den hohen Standards im europäischen Wettbewerb nicht bestehen.
Die Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland) will noch im Laufe des Jahres 2021 unter anderem über die Initiative Tierwohl (ITW) 50 Millionen Euro zur Unterstützung der Landwirte zur Verfügung stellen. Diese Entscheidung gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt.
Lidl macht den Anfang, was ist mit dem Rest?
Auch wenn der Betrag natürlich angesichts der aktuell eingefahrenen Verluste der Schweinehalter nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein sei, so verdiene er doch Anerkennung, so die ISN. Schließlich engagiere das Unternehmen Lidl und viel andere Lebensmittelhändler sich bereits von Anfang an in der ITW, ganz im Gegensatz zur Systemgastronomie oder dem Außer-Haus-Verzehr.
Der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes formuliert es folgendermaßen: Bei aller Kritik am täglichen Handelsgebaren der Lebensmitteleinzelhändler, die ich uneingeschränkt teile, darf man eins nicht vergessen: Unternehmen wie Lidl sind es, die von Anfang an die ITW unterstützt haben. Eine große Zahl an Akteuren – nämlich fast alle - des großen Marktsegmentes Systemgastronomie und Außer-Haus-Verzehr haben sich im Gegensatz hierzu bislang aus der Verantwortung gestohlen. Das sollte man nicht vergessen und den Scheinwerfer auch mal darauf richten.
Für Dierkes ist der Schritt von Lidl wichtiges Signal. Das allein darf es aber nun nicht gewesen sein. Weitere Unternehmen müssen diesem Beispiel folgen. Und Dierkes weiter: Richtig geholfen ist uns deutschen Schweinehaltern aber nur, wenn unsere Erzeugnisse auch für uns dauerhaft auskömmlich bezahlt werden. Denn die Standards sind bei uns in Deutschland enorm hoch. Leider sehen wir im Moment, dass die Schere zwischen den Anforderungen und damit den Kosten auf der einen Seite und den Erlösen auf der anderen Seite immer weiter auseinander geht. Das kann nicht funktionieren – das muss sich ändern.