Klar ist, dass niemand genau weiß, wie stark die heutige Landwirtschaft für den Rückgang der Insekten mitverantwortlich ist – wohl aber, dass sie es wesentlich in der Hand hat, etwas für den Insektenschutz zu tun. Klar ist – das betont auch der Autor der Studie – dass man Insekten nicht rettet, in dem man Landwirten zwar Förderprogramme gibt, sie aber gleichzeitig mit Bürokratie an den Schreibtisch kettet. Bloß die zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik aufzustocken, wie es der Bundestag beschlossen haben wird, wenn Sie diese Zeilen lesen, reicht nicht.
Warum gibt es hier eigentlich keine Initiativen aus der Wirtschaft? Es gibt eine Initiative Tierwohl, warum nicht auch eine Initiative Insektenvielfalt bzw. Artenschutz? Festmachen könnte man sie sicher nicht nur an der Landwirtschaft, dafür betrifft das Thema zu viele Branchen. Von den Herstellern von PKWs und Leuchtmitteln bis möglicherweise hin zu Mobilfunkanbietern, deren elektro- magnetische Sendewellen unser Land immer engmaschiger überziehen, wären viele betroffen. So etwas anzugehen und die Kosten für den Artenschutz über das Kaufverhalten auf die Verbraucher umzulegen wäre ein mutiger politischer Schritt.
Auch die Rolle der Landwirtschaft müsste näher geklärt werden. Fest steht jetzt, dass in den letzten Jahren, in denen die Bewirtschaftung sicher nicht flächendeckend intensiver wurde, wo es immer mehr Agrarumweltmaßnahmen, Kompensationsflächen, Blühstreifen und so weiter gab, das Insektensterben weiter ging – sogar im Wald, wo keine Insektizide eingesetzt werden. Wenn die Politik lange in eine Richtung marschiert und es wenig bringt, muss sie dann noch schneller marschieren oder innehalten und nachdenken?