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Pflanzenschutzmittel

Glyphosat: Auch ohne Mehrheit in die Verlängerung

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Josef Koch
Josef Koch
am Dienstag, 15.11.2022 - 14:21

Erneut gab es im zuständigen EU-Ausschuss keine Mehrheit. EU-Kommission hält an Zulassung um ein weiteres Jahr fest.

Brüssel Erneut konnte der ständige Ausschuss der Kommission für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel (SCoPAFF) sich nicht auf eine Verlängerung der Glyphosatzulassung um ein Jahr verständigen. Die notwendige qualifizierte Mehrheit wurde wie schon in der Oktobersitzung verfehlt. Damals hatte sich Deutschland enthalten.

Dennoch können Landwirte damit rechnen, dass die Zulassung für das Herbizid um ein Jahr verlängert wird. Die EU-Kommission hat nach der Entscheidung des Ausschusses bekräftigt, an ihrem Vorschlag zur Verlängerung um eine Jahr festzuhalten. Spätestens bis Mitte Dezember muss die EU-Behörde ihre Entscheidung offiziell bekanntgeben.

Offizielle Entscheidung bis Mitte Dezember

Erst 2023 folgt dann die endgültige Entscheidung, ob Glyphosat in der EU weiterhin zugelassen wird. Bis Mitte Juli 2023 will die Europäische Lebensmittelbehörde (Efsa) ihr Gutachten für Glyphosat 2023 vorlegen, um vorher auch jede relevante Studie prüfen zu können. Die Europäische Chemikalienagentur (Echa) hält Glyphosat für unbedenklich. Das hat sie bereits im Mai in einem Gutachten ihre Ansicht auf 2027 bekräftigt. Bereits damals führte die Einschätzung zu einer Verlängerung der Zulassung. Das könnte ein Hinweis auf eine fünfjährige Wiederzulassung des Wirtstoffs im kommenden Jahr sein, mutmaßt man in Brüsseler Kreisen.

Grüne tragen Verlängerung mit

Die Verlängerung von Glyphosat für ein weiteres Jahr durch den SCoPAFF wäre ein wichtiges Signal für die europäischen Landwirtinnen und Landwirte gewesen“, so der österreichische EU-Abgeordnete Alexander Bernhuber (ÖVP).

Auch die Grünen im EU-Parlament tragen die Verlängerung um ein Jahr mit, allerdings mit schwerem Herzen, wie Martin Häusling, grüner Agrarsprecher im EU-Parlament einräumt.

„Die formale Verlängerung um ein Jahr ist leider notwendig, damit die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA ihr Gutachten zur Sicherheit von Glyphosat (peer review) fertig stellen kann“, so Häusling. Er hofft, die EFSA werde diese Zeit gut nutzen, um wirklich alle kritischen Punkte, zum Beispiel ob Glyphosat krebserregend ist und ob die Umweltauswirkungen von Glyphosat nicht weitaus größer seien als bisher gedacht, zu begutachten.

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