Auch wenn der Flächenverbrauch in Bayern leicht gesunken ist: Für BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler hat der Landfraß dennoch einen „bitteren Beigeschmack“. Denn die Verkehrs- und Siedlungsfläche hat im Vorjahresvergleich weiter zugenommen – zu Lasten der Landwirtschaftsflächen.
Das Bayerische Landesamt für Statistik hat am Dienstag (20.9.) für 2021 einen täglichen Flächenverbrauch von 10,3 ha ausgewiesen. Im Vorjahr betrug er 11,6 ha in Bayern.
Köhler sieht Entwicklung besorgniserregend
Köhler moniert, die weitere Zunahme an Verkehrs- und Siedlungsfläche um über 3.700 Hektar in 2021 stehe vor allem für den Verlust von Landwirtschaftsflächen, die zuvor zur Erzeugung von Nahrungsmitteln und auch als Lebensräume für Insekten, Bienen und Wildtiere dienten.
Für ihn ist der Verlust dieser Flächen im Sinne der Nachhaltigkeit „besorgniserregend“. „Wir brauchen endlich eine Flächenpolitik, die Land zum Leben schützt – und zwar für Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermaßen“, fordert Köhler.
Nur über den Erhalt von Landwirtschaftsflächen könnten Bayerns Bauern Klimaschutz und Biodiversität neben der Versorgungssicherheit bei Nahrungsmittel leisten.
Zukunftskonzept gefordert
Der Umweltpräsident fordert die Staatsregierung auf, zügig ein Zukunftskonzept zur Flächen-, Boden- und Siedlungspolitik auf den Weg zu bringen. Dabei sollten Maßnahmen zum Beispiel beim Landesentwicklungsprogramm oder dem Grundstücksverkehrsgesetz umgesetzt werden, die die Landwirtschaftsflächen erhalten.
Laut Köhler muss die Innenentwicklung in Dörfern und Städten gestärkt werden. Kommunen müssten auf Verdichtung setzen anstatt immer nur auf grüner Wiese zu bauen. Der Bauernverband setzt sich deshalb auch für eine Förderung von Rückbau und Entsiegelung ein sowie für ein wirksames Leerstands- und Brachflächenkataster. Er verlangt Vorrang für Parkdecks, Parkhäuser und Tiefgaragen – anstelle riesiger Parkplätze.
Zudem fordert der BBV-Umweltpräsident gesetzlichen Vorrang für innovative Ausgleichsmaßnahmen über Ökopunkte und produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen.
Politik ist gespalten
Auch den Grünen ist der Flächenverbrauch zu hoch. Sie fordern eine verpflichtende Vorgabe von 5 ha pro Tag.
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mahnt stattdessen, sparsamer mit Agrarflächen umzugehen. Von starren Vorgaben hält er wenig. So müsse man die Wirtschaft am Laufen halten und dürfe nicht jede Entwicklungsmöglichkeit abwürgen. Er favorisiert unter anderem beim Ausbau der erneuerbaren Energien auf Agri- und Dach-Solaranlagen zu setzen.