Kaum jemand hatte sich im Vorfeld der Präsidentenwahl getraut eine Prognose abzugeben. Schließlich waren fünf Kandidaten angetreten. Letztendlich hat sich Günther Felßner, der bisherige BBV-Vizepräsident durchgesetzt. Schon im ersten Wahlgang hatte er mit 51 Stimmen die Nase vorn, gefolgt von Stefan Köhler mit 34 Stimmen, Gerhard Langreiter mit 22 Stimmen Siegfried Jäger mit 9 Stimmen und Georg Sachsenhauser mit 3 Stimmen. Die Stichwahl konnte Felßner dann knapp mit 65 zu 53 Stimmen gegen Stefan Köhler für sich entscheiden.
Ely Eibisch ist neuer Vizepräsident

Zum neuen Vizepräsidenten wurde Ely Eibisch, aus dem Landkreis Tirschenreuth gewählt. Der Oberpfälzer BBV-Bezirkspräsident hatte sich im Vorfeld explizit um dieses Amt beworben und erhielt auch in der Wahlversammlung keinen Gegenkandidaten mehr. Er wurde mit 114 von 119 abgegebenen Stimmen gewählt.

Kurz nach der Wahl holte Felßner seine Mitbewerber auf die Bühne, um sich bei ihnen für die Fairness zu bedanken. In der Pressekonferenz nach der Wahl betonte er dann, es habe keinen Wahlkampf gegeben, sondern es sei ein Ideenwettbewerb gewesen. Und deshalb müsse er jetzt auch keine Risse kitten. Er freut sich darauf, mit der neuen Mannschaft die Ideen zu integrieren und mit einem starken Team – das Hauptamt mit eingeschlossen – nach vorne zu marschieren. Jeder der Kandidaten habe seine Schwerpunkte, genauso wie jeder Betrieb und diese Schwerpunkte wolle man in die Arbeit des Verbandes auf allen Ebenen einbinden, ergänzt Eibisch. Er sieht seinen Schwerpunkt in der Energie. Die aktuelle Situation zeige, wie gefährlich es sei, sich von anderen abhängig zu machen. Gerade jetzt böten sich aber auch die Chancen der erneuerbaren Energien, vor allem auf dem Land. „Und wer das Land bewirtschaftet, das sind wir“, so Eibisch.
Bauern können Lebensmittel, Umwelt und Energie

Natürlich ist auch für Günther Felßner die Versorgung der Menschen ist Nahrungsmitteln das wichtigste Thema. Corona und der Ukrainekrieg hätten gezeigt, dass die bayerischen Bauern das beherrschen. Die aktuelle Energiekrise zeige, was passiert, wenn man sich sehr abhängig mache. Klar stellte Felßner aber heraus, dass das Verramschen der Lebensmittel ein Ende haben müsse. Es müsse für den Verbraucher auch transparent werden, ob ein Nahrungsmittel mit deutschem oder mit rumänischem Mindestlohn erzeugt wurde. Deshalb hält er eine Herkunftskennzeichnung für notwendig. Die Bäuerinnen und Bauern in Bayern können darüber hinaus auch Umweltleistungen und erneuerbare Energien, aber sie können nichts von alledem zum Nulltarif.
Düngeverordnung ohne Basis
Ein aktuell ganz wichtiges Thema ist für Felßner die Düngeverordnung. Die vor wenigen Tagen bekannt gegebene Gebietskulisse fußt für ihn wieder auf einer unzureichenden Grundlage. Die Messstellen liefern nach wie vor keine verlässlichen Daten. Und es fehlt nach wie vor die Herausnahme der Betriebe, die eine grundwasserschonende Bewirtschaftung nacheisen können. Felßner dazu: „Stellen Sie sich vor, in einer Ortschaft wird ein Auto mit 70 km/h geblitzt„ aber alle Autos, die in diesem Dorf unterwegs sind, werden bestraft.“

Günther Felßner möchte, dass der Verband nicht nur bei aktuellen Themen mitredet, sondern dass er selber Themen setzt. Ein Beispiel dafür sei die Wasserversorgung. Zwar sei in Bayern im Grunde genommen genug Wasser vorhanden, aber die Verteilung passe nicht. Eine kluge Strategie, das Wasser zu speichern, zu verteilen und auch überzuleiten, ermögliche es nicht nur, die Erträge in der Landwirtschaft zu sichern sondern gleichzeitig auch die Grundwasserneubildung zu verstärken.
Die gesamte Klaviatur spielen
Gefragt nach den Mitteln, die Felßner in der Verbandsarbeit einsetzen möchte, nennt er die gesamte Klaviatur: „Für eine erfolgreiche Interessenvertretung werden wir alles tun, was uns nützt.“ Es wird keine Abkehr vom bewährten Weg geben, dass man am Verhandlungstisch die Dinge mitgestaltet. Wo es aber nötig sei, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, würden auch Aktionen durchgeführt. Das könne eine große Demo ebenso sein, wie ein eindrucksvolles Bild, so wie das von der Kuh mit der Windel, mit dem der BBV vor ein paar Jahren bundesweit aufsehen erregt hatte.
Der Verband werde sich auch nicht vor den Karren der Politik spannen lassen, bekräftigte Felßner. Wenn am Verhandlungstisch mit der Politik kein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werde, dann werde man Beschlüsse auch nicht als positiv verkaufen.
Verband wird noch moderner

Felßner betont, dass er von Heidl einen starken, erfolgreichen und gesunden Verband übernimmt. Der neue Präsident hat dennoch vor 3 Jahren einen Strategieprozess gestartet, der die Anforderungen der Zukunft identifizieren sollte. „Das neue Leitbild steht“, so Felßner und es gibt viele Einzelpunkte dazu. Auch dass es jetzt fünf Kandidaten gegeben habe, ist für den Präsidenten ein Ergebnis dieses Prozesses. Und er wiederholt bewusst: „Es war ein Wettbewerb der Ideen.“ Jetzt brauche es Mut zur Veränderung. Ein wichtiger Punkt dabei ist laut Felßner, die Jugend stärker in den Verband zu integrieren. Man denke etwa darüber nach, schon eine Mitgliedschaft ab zwölf Jahren zu ermöglichen. In die Überlegungen sei auch die Arbeitsgemeinschaft der Landjugend eingebunden, die sich selber nicht als klassische Nachwuchsorganisation des Verbandes sehe.
Den Gedanken, den bereits Landesbäuerin Christine Singer letzte Woche vorgestellt hatte, hat Felßner ebenfalls aufgegriffen. Junge Bäuerinnen und Bauern, die gerade ihren Betrieb entwickeln und eine Familie gegründet haben, sind nicht unbedingt bereit, sich für fünf Jahre in einer Funktion zu binden. Sie haben aber durchaus Interesse, sich bei einem bestimmten Thema für eine überschaubare Zeit einzubringen. Deshalb können sich Singer und Felßner gut vorstellen, im Verband die Projektarbeit nach vorne zu bringen.