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Klimaschutz

Fast 23 Mio. € für Humus-Forschungsprojekt

Josef koch
Josef Koch
am Donnerstag, 10.02.2022 - 09:01

Bis zu 150 Betriebe sollen an dem Projekt mit verschiedenen Maßnahmen teilnehmen. Thünen-Institut leitet Forschungsprojekt.

Özdemir-Humus-Projekt

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert ein Projekt zum Humusaufbau in landwirtschaftlich genutzten Böden. Bundesminister Cem Özdemir überreichte dazu am Mittwoch (9.2.) die Förderbescheide von fast 23 Millionen Euro an den Deutschen Bauernverband (DBV) und den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).

Ziel dieses Modell- und Demonstrationsvorhabens ist es laut Bundesministerium, in den bis zu 150 teilnehmenden Betrieben über die derzeitige landwirtschaftliche Praxis hinausgehende, innovative und langfristig wirkende Maßnahmen zum Humuserhalt und -aufbau zu etablieren. Dabei soll die Vielfalt der Betriebsstrukturen und regionalen Gegebenheiten in mehreren Modellregionen abgebildet werden. Die Betriebe können aus einem Katalog mögliche Maßnahmen auswählen.

Özdemir will konventionelle und Ökobetriebe zusammenbringen

Für Bundesagrarminister Cem Özdemir leistet das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen, das heißt ressourcenschonenden und klimafreundlicheren Landwirtschaft. „Wir wollen Innovationen aus dem Ökobereich stärker in der konventionellen Landwirtschaft verankern,“ so der Agrarminister.

Durch eine gemeinsame, bundesweite Gesamtkoordination, die die Kooperation, den Wissenstransfer sowie die Organisation der wissensbasierten Betreuung umfasst, werden sich konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebe besser austauschen und Synergieeffekte schaffen.

Große Bedeutung für DBV

Für Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), hat das Projekt große Bedeutung: „Die einmalige Zusammenarbeit in diesem Projekt ermöglicht, erfolgreiche und praxisnahe Maßnahmen zum Humusaufbau zu erproben und in die landwirtschaftliche Breite zu übertragen,“ ist Rukwied überzeugt. Dies werde einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten – denn Klimaneutralität gehe nur über CO2-Senken.

Auch wenn die konservierende Bodenbewirtschaftung auf einer Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrieben schon gängige Praxis ist, wird das Projekt laut DBV-Präsident neues praxisnahes Wissen über geeignete Maßnahmen generieren und passende Strategien für die Umsetzung in der Praxis entwickeln, wovon alle Landwirte profitieren.
 

Praxisgerechte Daten fehlen

Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, sieht in dem Projekt eine Chance für mehr wissenschaftliche Erkenntnis in einer Zukunftsfrage. Sein Institut forscht seit vielen Jahren zur Humusbildung und zu Prozessen im Boden. Über die Bodenzustandserhebung haben die Wissenschaflter ein gutes Bild über den Bodenkohlenstoffgehalt in Deutschlands Böden. „Es fehlen uns aber noch Daten und Erkenntnisse aus der Praxis, welche Maßnahmen auf welchen Standorten Humusaufbau fördern, wie kosteneffizient die Maßnahmen sind und wie diese in der Praxis umgesetzt werden“, so Isermeyer. Das Vorhaben könne einen wichtigen Beitrag leisten, diese Fragen zu beantworten.

„Gemeinsam können wir Höfe jeder Produktionsform erreichen, konventionelle und ökologische Betriebe.Denn jeder Betrieb hat, je nach Standort und Wirtschaftsweise, unterschiedliche Voraussetzungen, Humus aufzubauen. Wir wollen gemeinsam die Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützen, einen ganz praktischen Beitrag dabei zu leisten, klimafreundlicher zu wirtschaften“ freut sich BÖLW-Vorsitzende Tina Andres beim Projektstart.

Ziel: Minus 25 Mio. t CO2-Äquivalente

Der Humusaufbau ist wichtiger Teil der Maßnahmen, um das im Klimaschutzgesetz festgesetzte Ziel von minus 25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten bis 2030 für den Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forst (LULUCF) zu erreichen.

Das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung sieht vor, dass das Kohlenstoffspeicherpotenzial der landwirtschaftlich genutzten Böden verstärkt aktiviert werden soll. In den landwirtschaftlich genutzten Böden (Acker und Grünland) in Deutschland sind nach Angaben des Thünen-Institutes ca. 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in einer Tiefe bis 1 m gespeichert.

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