Nach den aktuellen Ergebnissen des Ernährungsreports 2022 ist für 87 Prozent der Befragten eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung wichtig oder sogar sehr wichtig. Für die staatliche, verbindliche Kennzeichnung hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kürzlich die Eckpunkte vorgestellt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) lässt für den Report jedes Jahr in einer repräsentativen Umfrage die Ess- und Einkaufsgewohnheiten der Deutschen abfragen.
Wenig überraschend ist das Umfrageergebnis, dass Verbraucher für mehr Tierwohl bereit sind, mehr zu zahlen. An der Ladenkasse sieht es dagegen oft anders aus. Zudem erfolgte die Umfrage vom 23. Februar bis 7. März 2022 kurz nach Ausbruch des Ukrainekriegs. Damals waren die Folgen des Krieges auf die Energie- und Nahrungsmittelpreise für viele nicht absehbar. Daher sind in den Ergebnissen die möglichen Änderungen der Verbrauchereinstellungen nicht berücksichtigt.
Weite Spanne bei Mehrpreisen
Die Befragten wurden in der Forsa-Umfrage gebeten anzunehmen, dass ein Kilogramm Fleisch aus herkömmlicher Produktion 10 Euro kostet. Danach gefragt, was sie maximal bereit wären, für ein Kilogramm Fleisch der gleichen Sorte zu bezahlen, wenn dieses von Tieren stammt, die besser gehalten worden sind, als das Gesetz es vorschreibt, geben 13 Prozent der Befragten an, dass sie dafür maximal bis zu 12 Euro bezahlen würden. 45 Prozent würden bis zu 15 Euro für solches Fleisch bezahlen. 24 Prozent würden dafür bis zu 20 Euro bezahlen, für 12 Prozent wäre ein Preis von mehr als 20 Euro akzeptabel.
Täglicher Fleischkonsum sinkt
Immer weniger Befragte essen täglich Fleisch. Nur noch ein Viertel isst Fleisch täglich. 2015 war es noch gut jeder Dritte (34 Prozent). Vegetarische bzw. vegane Alternativen werden eher von Jüngeren gegessen: Unter 30-Jährige konsumieren diese täglich (14 Prozent).
Wichtigster Kaufgrund für vegetarische Produkte ist die Neugier, das gaben 75 Prozent in der Umfrage an. Doch der Anteil derer, die dies aus Tierschutzgründen tun, ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich von 59 Prozent auf 71 Prozent gestiegen. Auch bei der Motivation, ein Produkt aus Umwelt- und Klimaschutzgründen zu kaufen, ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Fast zwei Drittel nannte dies als Grund. 2021 war es noch gut die Hälfte (54 Prozent).
Für 84 Prozent ist Klima und Umwelt wichtig
Neben der Tierhaltungskennzeichnung sind 84 Prozent der Verbraucher Themen Klima und Umwelt bei der Ernährung sehr wichtig oder wichtig, unabhängig von Geschlecht oder Alter. Etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) fühlt sich eher gut über die Zusammenhänge von Umwelt bzw. Klima und Ernährung informiert, knapp jeder Fünfte fühlt sich sogar sehr gut informiert. 41 Prozent würden gerne mehr darüber erfahren, wie man sich umwelt- und klimafreundlich ernähren kann, vor allem bei den Jüngeren und Frauen ist das Interesse hoch.
76 Prozent der Verbraucher ist sehr wichtig, keine Lebensmittel zu verschwenden. 60 Prozent ist ein bedarfsgerechter Einkauf wichtig, für 54 Prozent der Kauf regionaler Produkte.
Zwei Drittel kennen Nährwertkennzeichnung
71 Prozent der Befragten und damit deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr (44 Prozent) geben an, dass sie die Nährwertkennzeichnung Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Produktpackung wahrgenommen haben.
Vor allem bei den bis zu 44-Jährigen ist der Anteil mit 82 Prozent hoch. Gut ein Drittel der Befragten (31 Prozent) und damit ähnlich viele wie in der vergangenen Befragung, haben Produkte innerhalb einer Produktgruppe anhand des Nutri-Score miteinander verglichen. Bei 38 Prozent hat der Nutri-Score die Kaufentscheidung schon einmal beeinflusst.