Als "weltfremd" kritisiert Karsten Schmal, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), den Vorschlag der EU-Kommission, nun auch die Rinderhaltung in die Industrieemissionsrichtlinie (IED-Richtlinie) miteinzubeziehen. Zudem sollen die höheren Auflagen für Tierhalter mit mehr als 150 Großvieheinheiten gelten. Das würde auch viele Schweine- und Geflügelhalter stark treffen.
Dieser Schritt würde bereits Betrieben mit 100 Milchkühen fortlaufende Verpflichtungen zum Umbau oder zusätzlichen Hürden bei Stallbaugenehmigungen auferlegen, warnte Schmal.
Zehnmal mehr Tierhalter betroffen
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) auf die Kleine Anfrage der Unionsfraktion müssen über 22.000 Betriebe mit höheren Auflagen rechnen. Kostensteigerungen wären dann die Folge. Bisher sind nur 2747 Tierhalter betroffen.
In Bayern könnte die Zahl der Betroffenen um das Zehnfache auf 500 Betriebe steigen. "Dann können wir die Lichter ausmachen", so Agrarministerin Michaela Kaniber.
„Wir Milchviehhalter ermöglichen unseren Kühen noch mehr Tierwohl und haben dafür Außenklimaställe gebaut“, hob der Vizepräsident hervor. Die vorgestellte Novelle der Industrieemissionsrichtlinie würde diese Erfolge konterkarieren und eine Vielzahl von Milchviehbetrieben in der Europäischen Union vor existenzielle Herausforderungen stellen.
„Angesichts der ohnehin sehr großen Herausforderungen vor denen die Milchviehhaltung aktuell steht, sind solche Vorhaben weltfremd“, so Schmal.
Europäische Milchpräsidenten im Austausch
Nach den Worten des Vizepräsidenten zeigen unter anderem die Vorschläge zur Novelle der Industrieemissionsrichtlinie (IED-Richtlinie), wie wichtig das berufsständische Engagement auch unter den europäischen Berufskollegen ist.
Erstmals seit Beginn des Corona-Geschehens hätten sich in den vergangenen Tagen die führenden milchpolitischen Vertreter der nationalen Bauern- und Genossenschaftsverbände zum Austausch bei den EU-Ausschüssen der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) in Brüssel getroffen.
Nach Angaben des DBV wurde Schmal bei den turnusgemäß durchgeführten Wahlen der COPA/COGECA-AG Milch in seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender des Gremiums bestätigt. Er unterstütze in dieser Funktion den neuen Vorsitzenden Giovanni Guarneri vom italienischen Genossenschaftsverband (Confcooperative FedAgriPesca).