Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Ukrainekrieg

Copa: Alle verfügbaren Flächen bewirtschaften

Getreideernte
Ulrich Graf
Ulrich Graf
am Montag, 07.03.2022 - 09:03

Der Europäische Bauernverband will alle verfügbaren Flächen im Jahr 2022 bewirtschaften, um den Ausfall der russischen und ukrainischen Produktion zu kompensieren. Für die Zukunft fordern sie ein Schutzschild für Ernährung, um der Erpressung durch Autokraten vorzubeugen.

Der Ukrainekonflikt sorgt für eine riesige Dynamik in der Staatengemeinschaft. In den kommenden Tagen wird sich die ukrainische Landwirtschaftsorganisation UNAF (Ukrainisches Nationales Agrarforum) der europäischen Landwirtschaftsgemeinschaft anschließen und Partner von Copa und Cogeca werden.

Ukrainische Bauern schließen sich dem europäischen Verbund an

Für Ramon Armengol, Präsident von Cogeca, ist die Aufnahme der ukrainischen Kollegen in den Verbund der Europäischen Bauern (Copa) und der Europäischen Genossenschaften (Cogeca) die natürliche Fortsetzung der Solidaritätsbekundungen, die von den Landwirten und ihren Genossenschaften vor Ort geleistet werden: "Die europäischen Landwirte mobilisieren sich auf allen Ebenen, um der ukrainischen Bevölkerung und den in allen Mitgliedstaaten ankommenden Flüchtlingen konkrete Unterstützung zu leisten", sagt er.

Bauern erwarten bereits morgen ein deutliches Zeichen der Politik

Dieser Krieg, der Europa betrifft, wird nach Einschätzung von Copa noch mehrere Jahre lang weltweite Auswirkungen haben.  Die meisten Produktionen werden direkt oder indirekt davon betroffen sein. Daher sei eine europäische Reaktion, die der humanitären und wirtschaftlichen Katastrophe gerecht wird, unerlässlich.

In diesem Zusammenhang erwarten Copa und Cogeca von der Europäischen Kommission am 8. März umfassende, solide und unkonventionelle Maßnahmen. Außergewöhnliche Situationen verlangen nach außergewöhnlichen Maßnahmen.

Die Geschwindigkeit der Anwendung dieser Maßnahmen sei von entscheidender Bedeutung. Einige Sektoren, die bereits stark von den Preiserhöhungen infolge der Covid- und Energiekrise betroffen sind, müssten unverzüglich unterstützt werden. Außerdem würden Landwirte, die kurz vor der Aussaat stehen klare politische Leitlinien benötigen.

Ernährungsautonomie schützt vor Erpressung

Lambert-Copa

Für Christiane Lambert, Präsidentin von Copa, ist die Ernährungsautonomie eine wichtige Voraussetzung, um in Konfliktzeiten nicht erpressbar zu werden. "Da die russische Regierung die Ernährungssicherheit als Waffe einsetzt, müssen wir ihr mit einem Schutzschild für Lebensmittel begegnen. Wie bei der Energie sind wir auch in der Landwirtschaft der festen Überzeugung, dass es möglich ist, unsere strategische Autonomie zu stärken und gleichzeitig weitere Fortschritte bei der Nachhaltigkeit zu erzielen." Beides gegeneinander auszuspielen sei unproduktiv. "Wir müssen unsere Landwirtschaft heute aufrüsten, um die beiden großen Krisen gleichzeitig zu bewältigen: den Krieg in der Ukraine und den Klimawandel", so ihre Überzeugung.

Paradigmenwechsel der Politik nötig

Ihrer Einschätzung nach bedarf eines Paradigmenwechsels in der Art und Weise, wie Brüssel über die Landwirtschaft denkt, angefangen bei den Zielen, die in der Initiative Farm to Fork" festgelegt sind. Landwirte und Genossenschaften würden nun auf konkrete Leitlinien und Maßnahmen zur Lösung der Herausforderungen in den Bereichen Ernährung, Energie, Klima und Umwelt warten. Es sei an der Zeit, das Potenzial der europäischen Landwirtschaft freizusetzen, um die Auswirkungen dieses Krieges abzumildern.

Alle Flächen bewirtschaften

Aufgrund der angespannten Situation haben heute Copa und Cogeca in einem Schreiben angeregt, alle verfügbaren Flächen im Jahr 2022 bewirtschaften zu können, um den Ausfall der russischen und ukrainischen Produktion zu kompensieren. Es müss alles getan werden, um Unterbrechungen der Versorgungsketten zu verhindern, die unweigerlich zu Engpässen in bestimmten Teilen der Welt führen würden. Dies sei eine wesentliche Frage der Ernährungssouveränität und der demokratischen Stabilität.