Die Ankündigung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, im Gegensatz zum EU-Vorschlag die Bracheflächen nicht für den Anbau aller Kulturen freizugeben, stößt in der Agrarbranche auf großes Unverständnis. BayWa-Chef Klaus Josef Lutz spricht wirft Özdemir gar „Verantwortungslosigkeit“ vor.
BBV-Präsident Walter Heidl ist enttäuscht, über den bisherigen Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Er fordert die Länderagrarministerinnen und -minister auf, den Entwurfsvorschlag des Bundesministeriums bei den anstehenden Beratungen zu korrigieren, so dass die Umsetzungsmöglichkeiten der EU-Kommission in Deutschland vollständig und schnellstens geschaffen werden. Er appelliert an die Politik, alles dafür zu tun, drohenden Notsituationen mit allen Kräften vorzubeugen.
Schnelle Korrekturen gefordert
So könnte es bereits beim Treffen der Länderagrarminister Ende März zu heftigen Diskussionen kommen. Wie das Wochenblatt berichtete, will das Bundeslandwirtschaftsministerium erst ab 1. Juli eine Futter-Nutzung des Aufwuchses auf den Bracheflächen erlauben. In Bezug auf Versorgungssicherheit bei Nahrungsmitteln und Futter wird für Heidl das Bundeslandwirtschaftsministerium seiner Verantwortung bezüglich Nachhaltigkeit und Ethik nicht gerecht“.
Um Knappheiten in Europa und vor allem in Entwicklungsländern oder ärmeren Staaten zu vermeiden, hat die EU-Kommission den EU-Staaten die Möglichkeit eingeräumt, aktuell die für 2022 vorgesehenen Stilllegungsflächen beim Greening zur Bewirtschaftung freizugeben.
Lutz: Ideologische Denkverbote fehl am Platz
Als „verantwortungslos und völlig falsches Signal in der Krise“ kritisiert Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG, die Ablehnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums. „Statt ideologisch eingefärbter Denkverbote braucht es jetzt ein klares Signal in den Markt, dass alle Produktionspotenziale genutzt werden, um die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen“, so Lutz. Die Preise für Brotweizen und andere Agrarrohstoffe gingen durch die Decke. Grundnahrungsmittel für Menschen in den ärmeren Ländern werden laut Lutz unerschwinglich.
Lutz sieht jetzt auch die Gelegenheit, mit klaren Aussagen für den Herbst, in dem mehr Brotweizen ausgesät werden könnte, ein Zeichen zu setzen. Dies würde helfen, die Angst der Märkte vor einer drohenden Knappheit und die Preisspirale, die daraus entsteht, zu dämpfen.