Die Kritik war zu erwarten. Der Bund Naturschutz (BN) in Bayern wirft der Staatsregierung vor, mit der neuen Wolfsverordnung den Weidetierhalterinnen und -tierhalter einfache Lösung vorzugaukeln.
Sie gefährde den wirklich wirksamen Herdenschutz und sei rechtlich sowieso nicht haltbar, sind sich die Naturschützer einig. Das Ganze sei ein „durchschaubares Wahlkampfmanöver von CSU und FW“. Die neue Wolfsverordnung soll ab 1. Mai die Jagd auf Problemwölfe erleichtern.
Ministerien wurden überrumpelt
Für den BN-Vorsitzenden ist klar: „Umwelt- und Landwirtschaftsministerium wurden von Söders Aktionismus überrumpelt und mussten mit heißer Nadel an einer Verordnung stricken, die hinten und vorne nicht mit dem Naturschutzrecht in Einklang zu bringen ist. Die Arbeit ist für die Papiertonne.“
Er ist sich sicher, dass die Verordnung „nie und nimmer“ vor Gericht bestehen werde. Der Erhaltungszustand der Wolfspopulation in Bayern ist laut Mergner zudem keineswegs gesichert, wie der Söder behauptet. Ganz im Gegenteil: Söders eigenes Umweltministerium bezeichnet den Erhaltungsstatus in der Verordnung als ungünstig.
Herdenschutz soll bayernweit gefördert werden
Der BN fordert, eine bayernweite Förderung der Herdenschutzkosten statt dem aktuellen Klein-Klein der Förderkulissen, mit dem viele Schafhalter allein gelassen werden.
Der BN-Wolfsexperte Uwe Friedel bezweifelt indes, dass Wölfe, die sich Siedlungen auf 200 Meter annähern, als besonders gefährlich einzustufen sind, wie es nach der Verordnung möglich ist.
„Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland vor über 20 Jahren gab es wahrscheinlich tausende von Nahbegegnungen von Wölfen mit Menschen unter 30 Meter, ohne dass es irgendeine Art der Gefährdung für Menschen dabei gab,“ so Friedel.
Fehlende Fachkenntnis beklagt
Der Naturschutzverband beklagt zudem, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Unteren Naturschutzbehörden die fachliche Kenntnis fehlt, um im Zweifelsfall und unter Zeitdruck Wolfsverhalten auf seine Gefährlichkeit hin zu beurteilen.
Konstruktiver Dialog ist dem Wahlkampf geopfert
Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) erkennt die Probleme in der kommerziellen Teichwirtschaft und der Weidetierhaltung in den Alpen durch Beutegreifer an. Er bedauert, dass die angebotene Zusammenarbeit abgelehnt wurde. "Ein ursprünglich konstruktiver Dialog wird jetzt Opfer des Wahlkampfes. Scheinlösungen werden wir hingegen nicht mittragen", kündigt er an.
Der LBV sei immer für einen konstruktiven und pragmatischen Umgang mit sogenannten Konfliktarten eingetreten. Das habe man bei Kormoran, Biber und Graureiher bewiesen, wo jährlich tausende Tiere nach mit allen Akteuren besprochenen, klaren Kriterien entnommen werden. Die neuen Regelungen für Wolf und Fischotter sind aus Schäffers Sicht "unrealistisch und nicht durchsetzbar".