
Themen der Bioökonomie sind aktueller und die Expertise des Sachverständigenrates gefragter denn je: Von drohenden Flächenstilllegungen in Landwirtschaft und Wäldern über mehr ökologischer Produktion landwirtschaftlicher Rohstoffe bis hin zu einer möglichen Nutzungskonkurrenz land- und forstwirtschaftlicher Biomasse.
Dieses Fazit zogen Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger beim Treffen mit dem Sachverständigenrat für Bioökonomie am Dienstag (8.3.). Unter Bioökonomie versteht man nachhaltiges Wirtschaften auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Dabei ist die nachhaltige Produktion biogener Rohstoffe durch Land- und Forstwirte ein wesentlicher Pfeiler.
Kaniber: Forderugnen nach weiteren Stilllegungen unbegründet
Kaniber und der Sachverständigenrat sind sich einig, dass die Forderung von weiteren Stilllegungen von Wäldern unbegründet sei. „Bayern hat durch die Ausweisung der Naturwälder das waldgesetzliche 10-Prozent Ziel an nutzungsfreien Staatswäldern bereits erreicht und damit ein grünes Netzwerk an geschützten Hotspots der Artenvielfalt geschaffen“, so die Agrarministerin.
Weiter hob sie hervor, dass die Forstverwaltung jetzt schon Privatwaldbesitzern Förderprogramme auf Rekordniveau für eine nachhaltige und integrative Waldbewirtschaftung anbiete. Zusätzlich komme noch die Holzbauinitiative und das Aktionsprogramm „Klimahäuser für Bayern“ dazu, die Akzente für die nachhaltige Nutzung des klimafreundlichen Rohstoffs Holz schaffen. In der Landwirtschaft will Kaniber bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent Ökolandbau erreichen. Derzeit gibt es in Bayern rund 11.500 Ökobetriebe und mit rund 410.000 ha Ökofläche. „Unser Ziel ist bis 2030 sehr ambitioniert, aber wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft. Kein anderes Bundesland hat einen so hohen Ökoetat wie Bayern,“ so die CSU-Agrarministerin.
Schützen und Nutzen als Devise
Beim Treffen mit dem Bayerischen Sachverständigenrat für Bioökonomie im Landwirtschaftsministerium gaben Kaniber und Aiwanger die Devise „Schützen und Nutzen“ aus. Während die Agrarministerin für Bayerns Landwirte zum Beispiel über nachwachsende Rohstoffe neue Einkommensperspektiven sieht, ist Aiwanger überzeugt, dass sich angesichts der Ukraine-Rohstoffkrise die Bedeutung der Bioökonomie mehr denn je zeige.
Mit Blick auf den Klimawandel und auf den schrecklichen Krieg in der Ukraine sehen beide Ressortchefs dringenden Handlungsbedarf, um Europa im Energiesektor unabhängiger zu machen. „Unsere auf fossile Rohstoffe basierende Wirtschaft schrittweise zu einer nachhaltigen, biobasierten Kreislaufwirtschaftsweise umzubauen, ist eine riesige Aufgabe. Hier können unsere Landwirte mit innovativen Ideen einen Beitrag leisten“, ist die Landwirtschaftsministerin überzeugt. Schon jetzt ersetzen nach Ansicht der beiden Minister biogene Ressourcen bereits fossile, mineralische oder metallische Rohstoffe. Bei dieser Entwicklung spiele der Sachverständigenrat für Bioökonomie eine bedeutende Rolle.
Holznutzung und Biokunststoffe als Schwerpunkte
Die wiedergewählte Sprecherin des Sachverständigenrats, Patricia Eschenlohr, sieht die Arbeitsschwerpunkte auf der holzbasierten Bioökonomie und Biokunststoffe. „Wir informieren Politik und Gesellschaft zu dem wichtigen und komplexen Thema Biokunststoffe und formulieren klare Handlungsempfehlungen“, so Eschenlohr. Für sie hat das Umgestalten des fossilen Wirtschaftssystems hin zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft höchste Priorität.
Der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern wurde Anfang 2015 vom Landwirtschaftsministerium ins Leben gerufen und ist seit 2019 dem Wirtschaftsministerium zugeordnet, das zusammen mit allen Ressorts die Bioökonomie-Strategie der Bayerischen Staatsregierung fortgeschrieben und neu ausgerichtet hat.