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Erneuerbare Energie

Biomethan statt Flüssiggas

Josef Koch
Josef Koch
am Montag, 09.05.2022 - 07:30

Biomasseforschungszentrum empfiehlt mehr Biomethan aus Abfallstoffen zu nutzen. Chancen für Landwirte. Verbesserungen beim EEG nötig.

Biomethan-Reststoffe

Während Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Ausbau der Flüssiggasterminals in Norddeutschland vorantreibt und sich dabei den Unmut von Umweltorganisationen zuzieht, rät das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) auch an heimisches Biomethan zu denken. Statt sich mit dem Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Ländern wie Katar in neue Abhängigkeiten zu begeben, empfiehlt DBFZ, Biomethan aus Nebenprodukten der Land- und Forstwirtschaft verstärkt zu nutzen.

 „Statt LNG künftig mit Schiffen in Brunsbüttel und Wilhelmshaven anzulanden, sollten wir mehr Biomethan in Deutschland selbst produzieren“, sagte der DBFZ-Biogasexperte Tino Barchmann am Freitag (6.5.) bei einer Online-Veranstaltung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) zu den Perspektiven flexibler Bioenergie im postfossilen Energiesystem.

Multitalent Biomethan

Biomethan, das durch CO2-Abtrennung aus Biogas gewonnen werden könne, sei ein regelrechtes Multitalent, berichtete Barchmann den fast 200 Webinar-Teilnehmern. Im Verkehrsbereich könne es als Biokraftstoff zur Dekarbonisierung in Bereichen beitragen, die nicht vollständig elektrifiziert werden könnten, beispielsweise in der Schifffahrt, im Fern- und Schwerlastverkehr sowie in der Land- und Forstwirtschaft.

Landwirte können für Stadtwerke Biomethan erzeugen

Eine interessante Option ist Biomethan laut dem Experten auch für Kommunen und Stadtwerke, die in Biomethan-Blockheizkraftwerken (BHKW) nahezu CO2-neutral Strom und Wärme produzieren könnten. Das Stadtwerk müsse dabei nicht zwingend selbst zum Gasproduzenten werden.

„Das kann man auch der Landwirtschaft überlassen“, so Barchmann. Auch finanziell könne sich die Verstromung von Biomethan lohnen. Die Biomethan-Ausschreibungen gemäß Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) seien attraktiv, solange man als BHKW-Betreiber die Wärmenutzung mitdenke. „Die reine Verstromung ohne Wärmenutzung ist aber Energieverschwendung“, stellte der DBFZ-Experte klar.

Südquote flexibler gestalten

Damit sich Biomethan schnell bundesweit als Energieträger durchsetzen kann, müsste der Gesetzgeber Barchmann zufolge einige regulativen Hürden beiseite räumen. So erfülle die sogenannte „Südquote“ bei EEG-Biomethan-Ausschreibungen zwar ihren Zweck, den Anlagenbau im Süden des Landes zu forcieren, weil dort in den nächsten Jahren am ehesten fossile Kraftwerkskapazitäten wegbrächen.

Sollte das Ausschreibungsvolumen im Süden aber nicht ausgeschöpft werden, sollten auch Betreiber in Nordregionen wie dem Ruhrgebiet, Hamburg oder Berlin zum Zuge kommen. „Hier sollte der Gesetzgeber unbedingt nachbessern“, rät der Fachmann mit Blick auf die aktuell laufende Novellierung des EEG.

 

Mit Material von AgE
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