Brüssel Die Europäische Kommission will den Schutz wildlebender Bestäuberinsekten wie Bienen ausweiten. Die Brüsseler Behörde stellte dazu einen „neuen Deal für Bestäuber“ vor. Er soll als Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategien des Green Deal das Naturschutzpaket ergänzen. Die Initiative umfasst Ziele für 2030 sowie Maßnahmen. Damit will die EU vor allem den Rückgang der Bestäuber stoppen.
„Wir brauchen sofortige, gezielte Maßnahmen, um die Bestäuber zur retten, da sie für unsere Ökosysteme, Gesellschaften und Volkswirtschaften von unschätzbarem Wert sind,“ stellte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius klar.
Pflanzenschutzmittel stehen im Fokus
Zu diesen Zweck planen die EU-Bürokraten auch die Auswirkungen des Pflanzenschutzes zu verringern. Geplant sind laut Kommission beispielsweise rechtliche Anforderungen zur Anwendung des integrierten Pflanzenschutzes sowie zusätzliche Testmethoden, um die Toxizität von Pflanzenschutzmitteln für Bestäuber zu bewerten. Genannt werden in diesem Zusammenhang auch chronische und subletale Auswirkungen.
Aus Sicht von Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist klar, dass „die übermäßige Verwendung und Abhängigkeit von Pestiziden unsere Ernährungssicherheit, die Rentabilität landwirtschaftlicher Betriebe, die biologische Vielfalt und unsere Umwelt gefährden.“ Die Kommission will weiterhin intensiv daran arbeiten, den Einsatz von „Pestiziden“ zu verringern und den Verlust von Bestäubern in Zukunft zu minimieren.
Noch mehr Hecken und Brachen?
Ansetzen will die Kommission außerdem bei der Wiederherstellung von Lebensräumen in Agrarlandschaften und städtischen Gebieten sowie dem verbesserten Schutz von Arten und Biotopen. Vorgesehen ist insbesondere die verstärkte Förderung einer „bestäuberfreundlichen Landwirtschaft“ in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Für bedrohte Arten sollen die EU-Länder Erhaltungspläne vorlegen. Zusammen mit den Mitgliedstaaten ist geplant, ein Konzept für ein Netz von ökologischen Korridoren für Bestäuber zu entwickeln.
Als weitere Schwerpunkte der Initiative sieht die Kommission, die Kenntnisse über die Ursachen und Folgen des Rückgangs der Bestäuber zu verbessern. Dazu plant sie ein umfassendes Überwachungssystem einzurichten. Dabei sollen beispielsweise wichtige Gebiete kartiert werden.
Einbinden will die Kommission auch die Gesellschaft. Die Mitgliedstaaten sollen mit Unterstützung der Brüsseler Behörde nationale Strategien zum Schutz der Insekten entwickeln. Wirtschaft und Bürger sollen ebenfalls dazu angehalten werden, sich für den Bestäuberschutz zu engagieren.
Die weiteren Schritte
Die Kommission ersucht das Europäische Parlament und den Rat, die neuen Maßnahmen zu billigen und sich in enger Zusammenarbeit mit allen einschlägigen Interessenträgern aktiv an seiner Umsetzung zu beteiligen. Die neuen Maßnahmen werden die kommenden nationalen Wiederherstellungspläne ergänzen. Darin legen die Mitgliedstaaten fest, mit welchen Maßnahmen sie das rechtsverbindliche Ziel erreichen wollen, den Rückgang der Bestäuberpopulationen bis 2030 umzukehren.
Die Kommission kündigt an, im Laufe dieses Jahres mit einer entsprechenden Mitteilung auf die Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ reagieren zu wollen.