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Protest

Bauerndemos: Bayerische Konvois unterwegs nach Berlin

Umweltministerkonferenz
Ulrich Graf
Ulrich Graf
am Montag, 25.11.2019 - 14:44

Land schafft Verbindung hat zur Sternfahrt nach Berlin aufgerufen. Morgen ist die zentrale Kundgebung am Brandenburger Tor.

Deutschlands Bauern sind wieder unterwegs - diesmal zu einer Sternfahrt nach Berlin. Am 26.11.2019 findet von 12.00 bis 15.00 Uhr vor dem Brandenburger Tor eine Demonstration
von Land schafft Verbindung (LSV) statt. Erwartet werden ca. 5.000 Traktoren und 10.000 Demonstranten. Aus Bayern sind mehrere Konvois unterwegs. Die LSV-Teams Oberbayern und Unterfranken sind mit eigenen Trupps auf Achse gegangen.

Die Unterfranken erwarten zum Start der Sternfahrt circa 600 Traktoren. Die Route führt über die A71 bis nach Arnstadt in Thüringen. Nach der Übernachtung dort geht es am Montagmittag zusammen mit den Thüringer Kollegen weiter über die Autobahn bis kurz vor Berlin.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat ihre Teilnahme zugesagt – offen ist, ob sich auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze dem Dialog mit den Landwirten stellen wird.

Bauern stehen für Insekten- und Naturschutz

Die Organisatoren haben sich im Vorfeld der Veranstaltung an die Presse gewandt, um  Hintergründe und Ziele der Bewegung Land schafft Verbindung vorzustellen. Ganz wichtig ist ihnen dabei, die Landwirtschaft aus der Schmuddelecke zu holen, in die sie häufig gedrängt wird: "Wir Landwirte denken in Generationen, nicht in Kampagnen! Wir stehen für Insekten- und Naturschutz, für sauberes Grundwasser und gesunde Lebensmittel. Wir betreiben klimaschonende Landwirtschaft. Wir deutschen Bauern produzieren zu den weltweit höchsten Standards und wir verwehren uns ausdrücklich gegen das negative Bild der Landwirtschaft, das immer wieder in der Öffentlichkeit gezeichnet wird", schreiben sie in der Mitteilung.

Agrarpaket im Fokus der Kritik

Die Kritik von LSV richtet sich vor allem gegen das Agrarpaket. Es sei von den Ministerinnen Klöckner und Schulze mit heißer Nadel gestrickt worden. Es gefährde nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern sei auch eine Gefahr für die regionale Lebensmittelproduktion und für den Erhalt der ländlichen Räume. Das möchte die Bewegung verhindern und fordert einen einen Dialog zu folgenden Punkten:

  • Das Aussetzen des Agrarpakets und ergebnisoffene Neuverhandlungen.
  • Einheitliche Richtlinien für die Landwirtschaft in der gesamten EU. Keine deutschen Alleingänge.
  • Die neutrale Erforschung des Insektenrückgangs – trotz oder WEGEN immer stärkerer Auflagen? Welchen Anteil haben z.B. LEDs, Mobilfunkanlagen, Windräder, Flächenversiegelung daran?
  • Die unabhängige Überprüfung der Nitrat-Messstellen sowie die Anzahl der Messpunkte auf einen europaweiten Standard auszuweiten, den Anteil an beispielsweise kommunalen und industriellen Nitrateinträgen ins Grundwasser zu ermitteln und ebenfalls zu berücksichtigen.
  • Importierte Waren, die nicht dem EU-Standard entsprechen, als solche zu kennzeichnen. Ebenso die Herkunftskennzeichnung bei Rohwaren und verarbeiteten Lebensmitteln.
  • Bei politischen Entscheidungen zu Umwelt-, Klima- und Tierschutzmaßnahmen, den Erhalt der regionalen Lebensmittelproduktion in den Vordergrund zu stellen und zu stärken.
  • Anstatt neue Tierwohllabel zu entwickeln, die bestehenden zu fördern und weiterzuentwickeln.
  • Dass gesellschaftliche Wünsche wie z.B. mehr Tierwohl, extensivere Bewirtschaftung (und damit geringerer Ertrag und Gewinn), die Ausbreitung der Wölfe und Umweltmaßnahmen finanziell von der Gesellschaft getragen werden.
  • Die Bürokratie und Dokumentationspflicht zu vereinfachen.