München - Der Bayerische Bauernverband wartet nach dem offenen Brief von Bauernpräsident Walter Heidl an Aldi Süd und bayernweiten Protestaktionen von Landwirten vor Filialen des Discounters weiterhin auf eine Antwort von Aldi. Auf Heidls offenen Brief habe sich Aldi bislang nicht direkt beim BBV gemeldet, teilte ein Sprecher des Verbandes in München mit. Und das, obwohl die Aktionen des Verbandes für Aufsehen gesorgt hatten: Insgesamt 51 Aktionen fanden bayernweit in allen sieben Regierungsbezirken nach Angaben des Bauernverbandes vor Aldi-Filialen statt.
Wird sich Aldi noch zum offenen Brief von Bauernpräsident Heidl äußern? Ein Sprecher der Unternehmensgruppe verweist lediglich auf eine Standardmitteilung. Darin heißt es unter anderem, dass Aldi auch weiterhin „einen konstruktiven und partnerschaftlichen Dialog mit allen landwirtschaftlichen Vertretern führen“ werde. Einige Kreisverbände des BBV berichteten allerdings, dass sich die örtlichen Filialleiter des Discounters nicht der Diskussion mit den Landwirten stellen wollten. Was sagt Aldi dazu? Auch hierzu möchte der Discounter keine Stellungnahme abgeben - und schweigt auf diese Frage.
Keine ausreichenden Mengen vorhanden
Aldi Süd teilt lediglich mit, dass sich die höheren Kosten der Landwirte für bessere Haltungsbedingungen auch auf den Preis auswirken würden. „Fleisch und Milch der Tierwohl-Haltungsformen kann es daher nicht zum Preis von konventioneller Ware geben.“ Aldi Süd müsse Bio-Fleisch oftmals aus anderen EU-Ländern einführen, „weil die deutsche Nutztierhaltung bisher auf den Export ausgerichtet war“. So hätten bislang keine ausreichenden Mengen aus deutscher Herkunft angeboten werden können.
Offener Brief von BBV-Präsident Walter Heidl an ALDI Süd
Aldi Süd selbst sieht grundsätzlich die Politik in der Pflicht. Nur die Politiker könnten „die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen, um die laufende Transformation in geordnete Bahnen zu lenken und den landwirtschaftlichen Betrieben über Jahre hinweg finanzielle Sicherheit zu geben“. Preisaufschläge im Handel allein würden nach Ansicht von Aldi Süd „bei den komplexen Marktstrukturen nicht ausreichen, damit mehr Geld bei den einzelnen Landwirten ankommt oder die gesellschaftlich geforderte Transformation der Nutztierhaltung hin zu mehr Tierwohl finanziert werden kann“.
Aldi Süd verweist außerdem darauf, dass trotz seit letztem Jahr gefallener Schweinepreise auf Neuausschreibungen für Schweinefleisch verzichtet worden sei. Stattdessen zahle der Discounter den gleichen Preis wie vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest und Corona. Dieser liege nach Unternehmensangaben 15 bis 20 Prozent über dem aktuellen Schweineauszahlungs-Preisniveau.
So äußerte sich der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif in einem Video zu den Protestaktionen gegen Aldi Süd:
Oberbayerns BBV-Bezirkspräsident Ralf Huber ist einer von vielen Landwirten in Bayern, die vor den Filialen von Aldi Süd protestiert haben. In Zolling sei kein Gespräch mit Mitarbeitern von Aldi möglich gewesen, sagt Huber dem Wochenblatt. „Wir betrachten den Dialog mit Aldi auf bezirklicher Ebene bislang eher als dürftig.“ Doch die Aussagen des Discounters, den Dialog führen zu wollen, greift Huber auf: „Wenn das so von Aldi kommuniziert wird, greifen wir das sehr gerne auf und freuen uns auf den Austausch, um unsere Probleme schildern zu können.“
Das Problem aus Sicht der Landwirte sieht Ralf Huber, der einen Bio-Ackerbaubetrieb in Allershausen (Lks. Freising) führt, nicht nur in Aldi Süd. „Für die schwierige Situation der Landwirtschaft ist der Lebensmitteleinzelhandel in seiner Gesamtheit verantwortlich.“
Bauernpräsident Walter Heidl und Landesbäuerin Anneliese Göller setzen darauf, dass die Aktionen vor den Filialen des Discounters eine große Öffentlichkeit erzielt haben und die mediale Aufmerksamkeit auf die Anliegen der Landwirte gelenkt haben. Beide teilten mit: „Politische Arbeit ist das eine – und das ganze in die Öffentlichkeit zu tragen das andere. Beides ist unverzichtbar, um Gehör zu finden.“