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Kommentar

Bald kein regionales Fleisch mehr

Metzger
Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 03.03.2023 - 12:28

Müssten die Landwirte Özdemirs Wunschvorstellungen, oder besser Wahnvorstellungen, erfüllen, wären viele nicht mehr wettbewerbsfähig.

Auch so lässt sich ein Freihandelsabkommen wie Mercosur praktisch über die Hintertüre einführen. Man drangsaliert die Tierhalter in Europa und Bayern so lange, bis sie einfach das Handtuch werfen.

Brasilianisches Rind- und Putenfleisch oder Schweinefleisch aus den USA finden so schnell den Weg in ein kauffreudiges Europa. Auch wenn der Fleischverzehr bei uns insgesamt sinken mag, für die ausländischen Importeure öffnet sich hier ein großer Markt. Und nicht nur vielen Verbrauchern ist es offenbar egal, dass im Ausland in der Regel deutlich niedrigere Tierwohlstandards gelten als bei uns, auch vielen Politikern ist es wurscht.

So lässt die EU-Kommission bei ihrer Lebensmittelbehörde Efsa wissenschaftliche Empfehlungen erstellen, die für die heimischen Geflügelerzeuger die Existenz kosten. Der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir agiert ähnlich. In seinem Eckpunktepapier zur Putenhaltung plant er, die Auflagen zu Besatzdichten und Tierzahlen massiv zu erhöhen. Er übergeht einfach bisherige freiwillige Vereinbarungen vieler Tierhalter. Müssten sie Özdemirs Wunschvorstellungen, oder besser Wahnvorstellungen, erfüllen, wären viele nicht mehr wettbewerbsfähig.

Dabei müsste Özdemir nur mal seinen österreichischen Kollegen Norbert Totschnig fragen, welche Folgen einseitig höhere Auflagen haben. In der Alpenrepublik ist das einheimische Putenfleisch rund 60 Prozent teurer. Vor allem Gastronomie und Lebensmittelhersteller kaufen lieber günstiges Fleisch aus dem Ausland.

Die Forderung der bayerischen Landesbäuerin Christine Singer und der Agrarministerin Michaela Kaniber nach EU-weiten gleichen Standards ist gut, löst aber das Problem nicht wirklich.

Wenn schon höhere Tierhaltungsstandards in der EU, dann muss die Politik für einen wirksamen Schutz an den Außengrenzen sorgen. Und wenn es auf Kosten der Autoexporte geht.

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