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Zahlen und Fakten

Angebliche Mega-Getreideernte: Wie viel ernten die Russen wirklich?

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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Freitag, 20.01.2023 - 10:04

Die Angaben zur russischen Weizenernte sind extrem unterschiedlich. Das hat Folgen für die globalen Getreidepreise und die weltweite Versorgung. Was steckt dahinter?

Die Angaben zur russischen Weizenernte sind extrem unterschiedlich. Das hat Folgen für die globalen Getreidepreise und die weltweite Versorgung. Was steckt dahinter?

Das US-Landwirtschaftsministerium hat im Januar an seiner Weizenprognose für Russland festgehalten, die weitaus niedriger ist die Mega-Ernte, die das russische Statistikamt Rosstat, aber auch zahlreiche andere Analysten projizieren. Das USDA beließ seine Ernteschätzung für Weizen in seinem Januar-Bericht bei 91 Millionen Tonnen. Diese Schätzung steht im Widerspruch zu offiziellen Daten des russischen Landwirtschaftsministeriums, das eine Weizen-Produktion von 102,7 Millionen Tonnen und eine Gesamternte von 151 Millionen Tonnen meldet. „Die gemeldeten Erträge von Rosstat würden etwa 10 Prozent über dem bisherigen Rekord von 2017 liegen“, sagte das USDA. „Fernerkundungsindikatoren während der gesamten Vegetationsperiode, zeigen zwar einen überdurchschnittlichen Zustand, aber keine Rekorderträge.“

Der bekannte russische SovEcon-Analyst Andrey Sizov, hatte erwartet, dass das USDA seine Prognose doch noch „erheblich“ anheben würde, aber das geschah nicht. Er glaubt ebenfalls, dass russische Landwirte mehr als 100 Millionen Tonnen Weizen geerntet haben, davon 1,3 Millionen Tonnen auf der Krim. Das USDA schließt die Krim nicht in seine Schätzung ein, aber das macht keinen großen Unterschied an den Prognosen.

Analysten oft bei 100 Millionen Tonnen

Analysten sagen, dass die Einschätzung der globalen Versorgungslage und der Endbestände ein komplett andere wäre, wenn das USDA seine Produktionszahl in Russland um 10 Millionen Tonnen erhöhen würde. „Die Lagerbestände der Exporteure werden oft als Maß für die Versorgung des globalen Marktes bewertet und sind eng mit den Exportpreisen korreliert“, sagt auch das USDA. Es prognostiziert Exporteur-Endbestände von 54,9 Millionen Tonnen in den Jahren 2022/23, dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Das ist ein wichtiger Grund, warum die Weizenpreise auf einem erhöhten Niveau bleiben, wenn auch deutlich unter den Höchstständen, die Anfang dieses Jahres erreicht wurden.

Neil Townsend, leitender Analyst bei FarmLink Marketing Solutions, sagte gegenüber dem agrar-Online-Dienst The Western Producer, er neige dazu, sich in Bezug auf das russische Landwirtschaftsministerium auf die Seite des USDA zu stellen. Aber abgesehen davon gibt es viele Analysten, die er kennt und denen er vertraut, die darauf hinweisen, dass Russlands Ernte näher an 100 Millionen Tonnen als an 90 Millionen Tonnen liegt. Townsend wies auch darauf hin, dass es zwar große Diskrepanzen bei den Produktionsschätzungen gibt, die Exportzahlen jedoch nahe beieinander liegen. Beispielsweise prognostiziert das USDA 43 Millionen Tonnen Exporte, während SovEcon bei 43,4 Millionen Tonnen liegt.

Russland: Getreideernte soll wachsen

Russlands Landwirtschaftsminister Dmitri Patruschew hatte allerdings im Oktober gesagt, dass Russlands Getreideernte wegen der Eingliederung der vier ukrainischen Territorien, um etwa 5 Millionen Tonnen pro Jahr wachsen wird. „Angesichts der dort vorhandenen Ackerflächen denke ich, dass mindestens 5 Millionen Tonnen Getreide zusätzlich in die russischen Speicher fließen werden“, wurde er von der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zitiert.

Dieser Artikel erschien zuerst bei agrarheute.

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