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Wende von der Agrarwende

Agrarökonom Balmann hält Junglandwirteprämie für kontraproduktiv

Junglandwirt-Stall-Kühe
Josef koch
Josef Koch
am Montag, 06.02.2023 - 09:57

Der Wissenschaftler rät zur Wende von der Agrarwende. Er hält eine Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft für nötig.

Loccum Der Veränderungsdruck in der deutschen Landwirtschaft erfordert nach Auffassung des Hallenser Agrarökonomen Prof. Alfons Balmann eine Neuausrichtung der Agrarpolitik.

Der Wissenschaftler hält dabei Maßnahmen wie Umverteilungs- und Junglandwirteprämien sowie betriebliche Größenbegrenzungen etwa bei Tierwohlprämien oder Agrarstrukturgesetzen für kontraproduktiv. Erst vor kurzem hatte der Planungsausschuss für Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur bei der einzelbetrieblichen Investitionsförderung zum Beispiel einen Viehbesatz von maximal 2 GV/ha als Fördergrenze beschlossen.

Grundsätzlich hielt es Balman, Geschäftsführende Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), für nötig, sich von Schlagworten wie „Agrarwende“, „Natürlichkeit“, „Regionalität“ oder „small is beautiful“ zu verabschieden.

Für notwendigen Umbau braucht es mehr Effizienz

Angesichts wissenschaftlich gut dokumentierter Probleme im Tier-, Klima-, Biodiversitäts- und Umweltschutz müsse sich die Landwirtschaft „dringend und erheblich verändern“, mahnte der Wissenschaftler bei der diesjährigen Landwirtschaftstagung in der Evangelischen Akademie Loccum. Gestiegene Lebensmittelpreise und eine wachsende Verschuldung der öffentlichen Hand infolge des Ukraine-Krieges und der Pandemie führten zu der Frage, „wie und von wem“ die notwendigen Anpassungen bezahlt werden.

Laut Balmann wird es erforderlich sein, technogische Effizienzpotentiale zu erschließen, und zwar in Richtung effizienterer und leistungsfähiger Betriebe und effizienterer Produktionsweisen, etwa durch Digitalisierung und neue Züchtungsmethoden. Die Potentiale seien vorhanden und würden durch bessere Datenverfügbarkeit und Methoden der Künstlichen Intelligenz zunehmen. Der bereits laufende Klimawandel werde deren Nutzung ebenso zusätzlich befördern wie sich verändernde Ernährungsweisen hin zu weniger Fleischverzehr.

Starken Strukturwandel prognostiziert

Der Wissenschaftler erwartet für die kommenden Jahre einen verschärften Strukturwandel. Betroffen würden insbesondere viele kleine und mittlere Haupterwerbsbetriebe sein. Einen wesentlichen Treiber des Strukturwandels sieht Balmann im demografischen Wandel, der sich in vielen ländlichen Regionen massiv auswirken und dafür sorgen werde, dass qualifizierte Arbeit „nicht nur knapper, sondern auch teurer wird“. Für die Landwirtschaft biete das zugleich die Chance, die Nutzung von Effizienzpotentialen verstärkt anzugehen.

Mit Material von AgE
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