Der norwegische Düngergigant Yara, sagte am Dienstag, dass das Unternehmen die Produktion in seinem belgischen Werk „in den nächsten Tagen“ als Teil eines umfassenderen europäischen Reduzierungsplans wegen der steigenden Gaspreise einstellen werde, berichtete zuerst die Nachrichtenagentur Reuters. Der Anstieg der Gaspreise hat die meisten europäischen Hersteller, darunter Yara, dazu veranlasst, die Produktion drastisch zu drosseln.
Yara sagte im August, es beabsichtige, die Ammoniakproduktion um 65 % und die Produktion des in der Landwirtschaft als Düngemittel verwendete Ammoniumnitrat (AN) um 35 % zu reduzieren. Die jährliche Produktionskapazität am belgischen Standort Tertre beträgt immerhin 400.000 Tonnen Ammoniak, 950.000 Tonnen AN-Dünger und 800.000 Tonnen Salpetersäure, sagte das Unternehmen.
Die Fabrik liegt nahe der französischen Grenze und ist wichtig für den französischen Markt.Die Stilllegung der Fabrik wird zu einem Rückgang des AN-Angebots auf dem französischen Markt um 10 % führen, sagte der Vorsitzende von Yara France, Nicolas Broutin, auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Broutin sagte: „Heute kostet die Herstellung einer Tonne Ammoniak in Europa 2.500 bis 3.000 Euro, während dieselbe Tonne auf dem internationalen Markt 1.300 Euro wert ist“
Yaras Kürzungen sind gewaltig
Bereits Ende August hatte Yara mitgeteilt, dass das Unternehmen aufgrund der rekordhohen Gaspreise in Europa weitere Produktionskürzungen und Fabrikschließungen plane. Ingesamt soll die Auslastung seiner gesamten europäischen Ammoniakkapazität auf etwa 35 % sinken.
Damit würde Yara sein jährliches Produktionsvolumen um folgende Mengen reduzieren: 3,1 Millionen Tonnen Ammoniak sowie 4,0 Millionen Tonnen Fertigprodukte. dazu gehören 1,8 Millionen Tonnen Harnstoff, 1,9 Millionen Tonnen Nitrate und 0,3 Millionen Tonnen NPK-Dünger.Das Unternehmen sagte außerdem, es wolle sein globales Beschaffungs- und Produktionssystem nutzen, um die Kunden trotzdem zu beliefern, einschließlich der fortgesetzten Nitratproduktion in Europa unter Verwendung von importiertem Ammoniak, sofern dies möglich ist.Durch den Import von Ammoniak, hauptsächlich aus Trinidad, Nordamerika und Australien, können zumindest die drei Werke von Yara in Frankreich weiter betrieben werden. Allerdings importiert Frankreich bereits jetzt 60 % seiner Düngemittel“, sagt der französische Yara-Chef Nicolas Broutin. „Knappheit ist also möglich“, betonte er.
Weniger Dünger in Europa – weniger Lebensmittel?
Die Schließung eines weiteren Werkes in Belgien wirft jedoch die Frage auf, ob sich Europa künftig überhaupt noch mit Dünger versorgen kann. Und auch welche Folgen eine mögliche Unterversorgung mit Dünger auf die Produktion von Getreide und anderen Ackerkulturen hat.Wahrschienlich ist es die Nahrungsmittelproduktion, die verschwindet, warnt Nicolas Broutin, der die öffentliche Hand auffordert, die geschwächten Segmente der landwirtschaftlichen Produktion, aber auch die Düngemittelindustrie langfristig zu unterstützen.Landwirte bzw. Landhändler müssen künftig mehr Düngemittel von außerhalb Europas kaufen, aber das wird deutlich teurer sein als bisher, sagen Analysten. Allerdings fällt Russland derzeit als einer der wichtigsten Lieferanten von Stickstoffdünger fast komplett aus. Zwar gibt es keine direkten Sanktionen gegen Dünger oder Getreide - doch sie wirken trotzdem.Yara steht allerdings mit diesem Vorgehen nicht allein da. Andere Hersteller wie deutschen SKW Piesteritz und BASF haben ihre Produktion ebenfalls teilweise eingestellt. Polens größter Düngerhersteller, die Grupa Azoty, hat die Düngemittelproduktion ebenfalls deutlich gedrosselt und auch CF Fertilizers in Großbritannien, stellt die Ammoniakproduktion vorübergehend ein.