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Konsumentenverhalten

Wenig Kauflust auf Tierwohl-Fleisch

Grillfleisch
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Externer Autor
am Donnerstag, 30.07.2020 - 14:25

Studie: Es werden nur Preisaufschläge zwischen neun und 13 Prozent akzeptiert

Nur 16 % der Verbraucher sind bereit, mehr Geld für Tierwohl-Fleisch zu bezahlen. Dies zeigt eine Studie der Hochschule Osnabrück unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Enneking. Dieses geringe Kaufinteresse steht dabei im Widerspruch zur parallel durchgeführten Befragung im Kassenbereich. Hier gaben deutlich mehr Konsumierende an, Tierwohl- Produkte zu bevorzugen.

Kein durchgängig positiver Effekt von Tierwohlssiegeln

Tierwohl-Siegel hatten demnach nicht durchgängig einen positiven Einfluss auf die Kaufbereitschaft. Zudem wurden lediglich Preisaufschläge von 30 Cent für einen mittelpreisigen Schweinefleisch-Artikel akzeptiert, der nach Tierwohl-Standards produziert wurde.

Im Praxistest wurde der Abverkauf von Selbstbedienungsware bei Bratwurst, Minutensteak und Gulasch aus Schweinefleisch der Preiseinstiegsmarke „Gut und Günstig“ und der Bio-Premiummarke „Bio Janssen“ mit einem neuen Produkt im mittleren Preissegment mit Tierwohl-Siegel verglichen.

Von den neun Testprodukten wurden im neunwöchigen Testzeitraum in Summe mehr als 18.000 Produkte in insgesamt 18 Edeka- und NP Discount-Märkten verkauft. Bei 16 % der Käufe fiel die Entscheidung auf den Tierwohl-Artikel. Dabei wurden lediglich Preisaufschläge zwischen 9 und 13 % akzeptiert. Bei merklich höheren Preisaufschlägen (zum Beispiel 26 % für Gulasch) sowie kleineren Erhöhungen gingen die Absätze deutlich zurück.

Keine grundsätzliche Aufpreisbereitschaft

Enneking verweist auf die Komplexität der Thematik und widerspricht pauschalen Aussagen zu einer grundsätzlich Aufpreisbereitschaft. „Man muss diese sehr differenziert betrachten, da immer zahlreiche Faktoren wie zum Beispiel die Kaufkraft oder das Produkt einen Einfluss auf das Kaufverhalten haben.“

Enneking fordert weitere Forschungen, besonders unter Einbezug des realen Kaufverhaltens. Die ermittelten Kaufbereitschaften könnten sich durch die Einführung eines zum Beispiel staatlichen Tierwohllabels durchaus positiver entwickeln, sofern es eine hohe Verbraucherakzeptanz aufbaut.