Am Freitag ging es an der Warenterminbörse in Chicago (CBoT) mit einem neuen Weizen-Allzeit-Hoch und auch an der Euronext weiter bergauf: Der bald auslaufende Pariser Märzweizenkontrakt schnellte bis Freitagmittag weiter um 29,00 Euro auf 410,75 Euro/t, der am meisten gehandelte Mai-Termin um 26,00 Euro auf 392,25 Euro/t und der für die neue Ernte maßgebliche Dezember um 14,50 Euro auf 315,00 Euro/t in die Höhe.
Dabei überstieg der Mais zur Lieferung im März sogar den Weizen mit einem Plus von 36,00 Euro und 415,00 Euro/t, der folgende und am stärksten gehandelte Juni-Termin legte um 33,25 Euro auf 360,75 Euro/t zu und neue Ernte mit Fälligkeit November um 11,75 Euro/t auf 281,00 Euro/t. Raps zum Mai-Termin stieg da um 9,50 Euro auf 819,25 Euro/t und der aus neuer Ernte zur August-Lieferung verlor sogar 3,75 Euro auf 700,50 Euro/t.
Preiserhöhungen lösen staatliche Markteingriffe aus
Die Kriegshandlungen in der Ukraine bescheren nicht nur dem Rest der Welt, vor allem den importabhängigen Regionen, sondern auch Russland und der Ukraine stark steigende Lebensmittelpreise. Bemühungen, dieser Lebensmittelinflation mit staatlichen Markteingriffen zu begegnen, könnten die Preisspirale nur noch schneller in Gang setzen. So kündigte die Regierung des wichtigen südamerikanischen Exporteurs Argentinien an, zu versuchen, die galoppierenden Getreide- und Lebensmittelpreise im Inland mit entsprechenden Maßnahmen - höchstwahrscheinlich Exportbeschränkungen - einzudämmen.
Ähnlich sollen auch europäische Länder - selbst EU-Mitglieder - handeln. Wie es in Händlerkreisen und Agenturmeldungen heißt, hätten etwa Moldawien, Bulgarien und Rumänien begonnen, durch Verzögerungen oder die Einstellung von Verzollungsformalitäten zu be- oder verhindern. Da Handelspolitik und freier Warenverkehr Gemeinschaftsangelegenheiten sind, bleibt abzuwarten, wie die Europäisc he Kommission den freien Güterverkehr aus den beiden östlichen Mitgliedstaaten sicherstellen will.
Komplexe und unabsehbare Kriegsfolgen
Die Folgen des Krieges Russlands gegen die Ukraine stellen sich komplex und noch nicht absehbar dar: Zum unmittelbaren Ausfall der Exporte beider Länder stellt sich die Frage, wie lange die Kämpfe andauern werden und wie rasch oder nicht die Schwarzmeer-Region wieder ins das Marktgeschehen einsteigen kann - sei es nach Behebung von Schäden, der Räumung der Häfen von Minen oder der Wiedererlangung eines Marktzuganges durch Lockerung von Sanktionen.
Völlig offen sind die Auswirkungen auf die kommende Ernte 2022 und die der folgenden Jahre im Kriegsgebiet: Stehen ausreichend Betriebsmittel und Arbeitskräfte zur Verfügung? Die EU etwa überlegt die Aktivierung von Brachflächen etwa für den Anbau von Körnerleguminosen oder Sojabohnen.