Das US-Landwirtschaftsministerium USDA revidierte am Dienstagabend (12.7.) in seinem Monatsbericht zu den weltweiten Versorgungsbilanzen (WASDE) seine Schätzungen für die globalen Endbestände von Weizen und Mais für das laufende Wirtschaftsjahr 2022/23 leicht nach oben. Für Sojabohnen geht das USDA indes von niedrigeren Vorräten aus.
Die Weizenreserven der Welt bleiben aber dennoch auf dem niedrigsten Stand seit 2016/17. Die internationalen Terminbörsen reagierten am Dienstag nach den Kursgewinnen der letzten Tage unmittelbar mit deutlichen Kurskorrekturen nach unten.
Nach einer zwischenzeitlichen Rallye verloren die Weizenfutures an der Pariser Euronext im zweistelligen Eurobereich - ebenso auch Raps und etwas moderater Mais. Auf die Weizenkurse drückte auch die Hoffnung, Gespräche zwischen der Türkei, Russland und der Ukraine könnten die blockierten Exportkorridore der Ukraine über das Schwarze Meer öffnen. Am Mittwoch (13.7.) begannen sich aber die Weizen- und Maiskurse an der CBoT in Chicago und an der Euronext in Paris zu erholen. Der Pariser Raps blieb im Minus.
Über die Hälfte des Weizens liegt in China
Konkret schätzt der USDA-Report das weltweite Weizenangebot 2022/23 und den Verbrauch kleiner ein als im Vormonat. Neben der weltweiten Produktion fällt in der laufenden Saison auch der Weizenverbrauch unter den Vorjahreswert, vor allem weil weniger davon verfüttert wird. Eine verringerte Ernteprognose wird auf der Angebotsseite teilweise von nunmehr größer angesetzten Anfangsbeständen kompensiert.
Von den kleinsten weltweiten Weizenreserven seit 2016/17 im Ausmaß von 267,52 Mio. t oder 34,11% des Verbrauchs hortet China allein mit einem Anteil von 52,90% mehr als die Hälfte - ausreichend für 98,28% seines Jahresbedarfs.
EU erntet wegen Trockenheit weniger Weizen
Laut USDA wird die EU-Weizenernte wegen anhaltender Dürre in Spanien, Italien und Deutschland im Monatsvergleich um 2 Mio. t auf 134,1 Mio.t sinken. Im gleichen Umfang sinkt auch die ukrainische Weizenernte. Sie soll nur noch 19,5 Mio. t betragen, im Vergleich zu 33,01 Mio. t in 2021/22. So ist die Anbaufläche für Weizen dort doch kleiner als bisher erwartet.
Weniger Ernten soll auch Argentinien. Mehr Weizen als bisher angenommen wird Russland, Kanada und den USA attestiert. Die Ernteprognose des USDA für Russland liegt aber mit 81,50 Mio. t deutlich unter russischen Schätzungen, die von bis zu 90 Mio. t ausgehen. Russland werde demnach mit 40 Mio. t (+7 Mio. t zum Vorjahr) Weizenexporteur Nummer eins, wohingegen die Weizenausfuhren der Ukraine im Jahresvergleich um 8,8 Mio. t auf 10 Mio. t einbrechen. Die EU soll trotz einer um 4,32 Mio. t schwächeren Weizenernte als im Vorjahr ihre Weizenausfuhr um 6 Mio. t auf 35,50 Mio. t steigern.
Verschiebungen beim Mais
Die Maisschätzung des USDA für die Welt bringt zwar zum Vormonat nur leichte Verschiebungen, so werden nun die Endbestände 2022/23 um 2,49 Mio. t größer gesehen als im Juni. Jedoch verschieben sich die Verhältnisse zwischen Exporteuren und Importeuren.
Der größte Maisimporteur China soll demnach bei einer mit 271 Mio. t um 1,55 Mio.t kleineren Ernte als im Vorjahr und bei einem Verbrauchszuwachs um 4 Mio. t auf 295 Mio. t seine Maiseinfuhren im Jahresabstand um 5 Mio. t auf 18 Mio. t einschränken. Daraus resultiert ein Abbau der Lagerbestände im Reich der Mitte um 6,02 Mio. t. Dabei hortet aber China mit 204,22 Mio. t immer noch mehr als 65% oder fast zwei Drittel aller weltweiten Maisreserven.
Die Ernteprognose für den Nettoimporteur EU verringert sich wegen der Dürre in Italien um 0,25 Mio. t auf 68 Mio. t, und damit 2,50 Mio. t weniger als Vorjahr. Den Importbedarf sehen die US-Experten unverändert bei 16 Mio. t Mais.
Dementgegen häufen sich die Maisbestände bei großen Exporteuren wie Brasilien um 3,30 Mio. t. Grund sind dort vor allem eine Rekordernte. Auch in der Ukraine sollen die Lagerbestände um 5,30 Mio. t ansteigen. Das von Russland angegriffene Land kann nämlich nicht nur mit 25 Mio. t um 17,13 Mio. t weniger ernten als im Vorjahr, sondern kann davon mit 9 Mio. t auch nur um 15 Mio. t weniger ausführen.
EU-Rapsernte fällt unter 18 Mio. t
Die Ölsaatenbilanz der Welt ist gegenüber der Juni-Prognose von einer kleineren Ernte von Sojabohnen und Raps aber etwas mehr an Sonnenblumen geprägt. Daraus ergibt sich ein verringerter Endlagerbestand gegenüber der Juniprognose. Gegenüber dem Vorjahr ist er aber immer noch um 10,88 Mio. t erhöht. Die Trockenheit in Frankreich und Deutschland lässt die Aussicht auf die Rapsernte der EU im Monatsabstand um 0,4 Mio. t auf 17,9 Mio. t schwinden.
Die weltweite Sojaernte soll dagegen um 3,97 Mio. t sinken, davon entfällt das Gros des Minus auf USA. Dort verschlechtert sich die Ernte wohl um 3,67 Mio. t.