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Getreidemarkt und Getreidepreise

Russland flutet die Märkte mit Weizen – Getreidepreise in der Mangel

winterweizen
Dr. Olaf Zinke - agrarheute
am Montag, 09.01.2023 - 11:05

Russland erntet so viel Weizen wie nie zuvor. Und auch die Exporte sind auf Rekordstand. Das USDA müsste seine Ernteschätzung am Mittwoch danach um mehr als 10 Millionen Tonne nach oben setzen. Das hätte natürlich Folgen für die Weizenpreise – auch in Europa.

Russische-Weizenproduktion

Russlandder größte Weizenexporteur der Welt, erntete nach vorläufigen offiziellen Daten für 2022 eine Rekordgetreideernte von 151,0 Millionen Tonnen, nach dem Trocknen und Reinigen. Darunter sind 102,7 Millionen Tonnen Weizen.

Damit muss wohl auch das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) im bevorstehenden USDA-Report am Donnerstag (12.01) die aktuelle russische Weizenernte um mehr als 10 Millionen Tonnen nach oben korrigieren - ebenso wie das globale Weizen-Angebot. Denn bislang stehen im USDA-Getreidereport nur eine Weizenernte von 91 Millionen Tonnen für Russland und rekordhohe Weizen-Exporte von 43 Millionen Tonnen.

Sollte es zu der Korrektur kommen, könnten das die Märkte und die Weizenpreise erheblich unter Druck setzen, denn damit wäre weitaus mehr Weizen am globalen Markt als bisher offiziell angenommen. Das riesige russische Angebot wird im Grunde auch durch die laufenden sehr hohen russischen Exportdaten bestätigt. Danach könnte Russland im Januar 2023 zwischen 3,6 und 3,8 Millionen Tonnen Weizen exportieren, schätzen die Analysten der russischen Landwirtschaftsberatung IKAR. Andere Beratungsunternehmen halten für Januar sogar Weizenexporte von bis zu 4,0 Millionen Tonnen möglich.

Die Schätzungen für die russischen Dezember-Weizenexporte bewegen sich sogar zwischen 4,1 Millionen Tonnen und 4,5 Millionen Tonnen und erklären auch einen Teil des permanenten Preisdrucks an den globalen Märkten. Offizielle Exportdaten aus Russland gibt es allerdings nicht, denn die russischen Behörden wollen „Spekulationen“ über die Exporte vermeiden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Ähnlich wie für die Ukraine ist das Schwarze Meer aber auch für Russland die wichtigste Getreideexportroute in die übrige Welt. Aufgrund der russischen Neujahrsferien, die am 9. Januar enden, war die Handelsaktivität zuletzt aber etwas geringer. Außerdem gibt es für die Russen immer wieder Probleme bei der Versicherung ihrer Frachten, berichten Analysten.

Russland will Weizenanbau reduzieren – Ernte 2023 „nur“ 80 Mio. t

Russische-Weizenexporte

Die Preise für russischen Weizen mit 12,5 % Proteingehalt und für die sofortige Lieferung aus Häfen am Schwarzen Meer lagen zuletzt unverändert bei 307 bis 311 US-Dollar pro Tonne, berichten die russischen Analysten von Sovecon.

Die jüngste Abschwächung des Rubels gegenüber dem Dollar dürfte die russischen Weizenexporte kurzfristig unterstützen. Allerdings wird seine Unterstützung mittelfristig begrenzt sein, weil die Exportsteuer, die Russland jede Woche festlegt, mit dem schwächeren Rubel steigt.

Das Landwirtschaftsministerium Russlands prognostiziert die Getreideproduktion im Jahr 2023 ingesamt auf 125 bis 127 Millionen Tonnen, darunter nur noch 80 bis 85 Millionen Tonnen Weizen. Der russische Landwirtschaftsminister Dmitry Patrushev hatte ein Treffen zur Planung der Struktur der Aussaatflächen für die Ernte 2023 abgehalten. Nach den Plänen des Landwirtschaftsministeriums ist es unter anderem notwendig, die Anbaufläche für Sommergerste um 400.000 Hektar und für Hülsenfrüchte, hauptsächlich Erbsen, um mindestens 125.000 Hektar zu vergrößern, um die Fruchtfolge aufrechtzuerhalten, heißt es.

„Die Anbaufläche für Getreide und Hülsenfrüchte soll zusammen etwa 47,6 Mio. ha betragen, das sind 136.000 ha mehr als in diesem Jahr. Gleichzeitig sieht das russische Landwirtschaftsministerium die Notwendigkeit, die Anbaufläche für Weizen, um fast 0,5 Mio. ha zu reduzieren, „um das Preisgleichgewicht zu wahren und den Inlandsmarkt im Interesse aller Beteiligten zu stabilisieren sowie die aktuelle Rekordernte zu verkaufen“, heißt es im Bericht des Ministeriums.

Darüber hinaus wird für das kommende Jahr ein Anbau-Wachstum bei Sojabohnen angekündigt. Der Flächen-Bedarf bei Sonnenblumenkulturen beträgt zudem mindestens 9,8 Millionen Hektar und an Öllein mindestens 2,2 Millionen Hektar. Laut der Aussage von Dmitry Patrushev wird die Gesamtfläche aller Ackerbaukulturen im nächsten Jahr um etwa 50.000 Hektar zunehmen und 82 Millionen Hektar überschreiten.