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Europol

Pflanzenschutzmittelfälschern das Handwerk gelegt

Ulrich Graf
Ulrich Graf
am Mittwoch, 30.06.2021 - 16:05

Mit der Europol-Operation Silver Axe VI konnten Behörden gefälschte Pflanzenschutzmittel beschlagnahmen und die Täter ermitteln.

Zoll

Hinweise des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung Olaf haben zu Treffern geführt: In Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen konnten mehrere Importe mit vermutlich gefälschten Pflanzenschutzmitteln festgesetzt werden. „Ohne diese Hinweise wären die über kleine Zollämter fernab von EU-Außengrenzen abgefertigten Lieferungen wahrscheinlich unentdeckt geblieben“, erklärte Dr. Nils Kurlemann vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig. Die Produkte stammen von einer im Vereinigten Königreich ansässigen Firmengruppe, die seit Jahren dadurch auffalle, dass sie gefälschte Produkte in Deutschland unter dem Deckmantel des Parallelhandels in Verkehr bringt. „Es ist wie bei allen kriminellen Handlungen ein Wettlauf zwischen Strafverfolgern und den professionellen Fälschern“, konstatiert der Chemiker, der als Ansprechpartner für die zuständigen nationalen und internationalen Institutionen fungiert.

Fälschern auf der Spur

Die Operation Silver Axe hat als Ziel, den Import und den Handel illegaler Pflanzenschutzmittel aufzudecken und zu ahnden. Sie fand zwischen dem 1. Februar und dem 12. April 2021 statt und umfasste 31 Staaten in der EU und darüber hinaus. Neben verschiedenen Bundesbehörden beteiligten sich wie in den Vorjahren einzelne Pflanzenschutzdienste der Länder Bremen, Hamburg und Niedersachsen.

Die Operation Silver Axe VI zeigte jedoch auch, dass die örtliche Nähe zu einem Seehafen oder zu einer anderen EU-Außengrenze für die Importkontrolle nicht entscheidend ist. „Die Abfertigung für den zollrechtlich freien Verkehr erfolgt flächendeckend in der gesamten Bundesrepublik“, erklärt Kurlemann.

Chemischer Nachweis ist anspruchsvoll

Nach dem Auftauchen von Verdachtsproben ist der eigentliche Nachweis illegaler Pflanzenschutzmittel eine große Herausforderung. Unter der Führung der BVL-Expertin Dr. Claudia Vinke wurde in der EU-Arbeitsgruppe für die chemische Analyse von Pflanzenschutzmitteln eine Leitlinie erarbeitet. Im Labor für Formulierungschemie des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit werden Analysemethoden entwickelt, um illegale Pflanzenschutzmittel im Auftrag der Kontrollbehörden der Länder gerichtsfest identifizieren zu können. Das Labor in Braunschweig ist das einzige behördliche Labor in Deutschland, das Pflanzenschutzmittel-Proben auf Zulassungs- beziehungsweise Genehmigungskonformität, also Echtheit, untersucht.

Der Industrieverband Agrar wertete das Auffinden von gefälschten Mitteln als Erfolg für die Sicherheit von Anwendern sowie Umwelt und forderte weitere Kontrollen gegen gefälschte und illegale Pflanzenschutzmittel.