Aufgrund der Corona-Thematik ist der Milchmarkt gravierend aus den Fugen geraten. Unabhängig aber ergänzend zu politischen Aktivitäten von verschiedenen Seiten ruft die Bayern MeG dazu auf, so schnell wie möglich die Milchproduktion zu drosseln. Alle Betriebe, so ihr Appell, sollen so schnell wie möglich ihre individuellen Möglichkeiten nutzen, um die Milchmenge kurzfristig deutlich einzuschränken.
Produktion dem Bedarf anpassen
Die Milcherzeuger seien sich ihrer Verantwortung hinsichtlich der Versorgung der Bevölkerung mit Milchprodukten bewusst, so die Bayern MeG. Wenn aber aufgrund der aktuellen Preisentwicklung Milcherzeuger das Handtuch werfen, helfe dies Niemandem.
Keiner wisse, wie sich die Corona-Krise weiterentwickele und ob nicht in kurzer Zeit Milchprodukte am Markt wieder stark gesucht seien. Aktuell finde jedoch eine Wertevernichtung in noch nie dagewesener Dimensionen statt.
Die AbL hatte bereits Ende März die Erzeuger zur Mengendisziplin aufgerufen.
Auf die paradoxe Situation hat auch der Verband der Milcherzeuger Bayern bereits im Wochenblatt hingewiesen.
Beihilfen zur privaten Lagerhaltung freigeben
Der Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes, Karsten Schmal, fordert EU-Kommission und Molkereien auf, angesichts des Corona-Geschehens angemessen auf die aufgetretenen Verwerfungen zu reagieren.
Am Montag tagt der Sonderausschuss Landwirtschaft der EU-Mitgliedstaaten mit der EU-Kommission. Schmal hierzu: „Wenn es eine Marktlage gibt, die Beihilfen zur Privaten Lagerhaltung von Milchprodukten rechtfertigt, dann ist es die aktuelle. Die EU-Kommission und die EU-Mitgliedstaaten sind deshalb gefordert, dieses Instrument zeitnah zu eröffnen!“ Den kurzfristig aufgetretenen starken Veränderungen in Logistik und Absatzwegen von Milchprodukten müsse mit kurzfristig zur Verfügung stehenden und umsetzbaren Maßnahmen begegnet werden.
Die Milchverarbeiter sind je nach Produktportfolio und Absatzkanal unterschiedlich vom aktuellen Geschehen betroffen. Während zum Beispiel die aktuellen Kontrakte zu Butter und Schnittkäse zwischen Molkereien und Lebensmittelhändlern in dieser Woche mit einem Plus abgeschlossen werden konnten, sind gleichzeitig im Hotel- und Gaststättenbereich sowie im Export Absatzrückgänge festzustellen.
Schmal sieht deshalb auch die einzelnen Molkereien in der Pflicht: „Wir haben in der Strategie 2030 der deutschen Milchwirtschaft unter anderem festgehalten, dass die Molkereien gemeinsam mit ihren Lieferanten Lösungsansätze zur Abmilderung der mit Preisschwankungen verbundenen Folgen vorantreiben. Hierzu gehören auch Elemente zur Milchmengenplanung und -steuerung sowie Festpreismodelle. Die deutschen Molkereien hinken hier im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern sowie zu anderen Agrarsektoren weiterhin hinterher.“